Drei Monate nach dem tödlichen Terrorangriff auf das US-Konsulat im libyschen Bengasi rollen im Washingtoner Außenministerium offenbar erste Köpfe. Wie US-Medien unter Berufung auf Außenamtssprecherin Victoria Nuland berichteten, trat der für den Diplomatenschutz zuständige Abteilungsleiter Eric Boswell zurück. Drei weitere Beamte, darunter Boswells Stellvertreterin, seien von ihren Aufgaben entbunden worden. Alle vier seien bis auf weiteres beurlaubt.
Die personellen Konsequenzen folgten auf die Veröffentlichung des Berichts einer unabhängigen Kommission zu der Botschaftsattacke, in dem heftige Kritik am State Department geübt wird. Schwere Fehler in zwei Abteilungen der Behörde hätten zu "krassen" Sicherheitslücken in Bengasi geführt, heißt darin.
Gezielter Terrorangriff
Bei dem Angriff am 11. September waren US-Botschafter Christopher Stevens und drei weitere Diplomaten ums Leben gekommen. Der Vorfall wurde erst Tage später von der US-Regierung als gezielter Terrorangriff eingestuft. Zunächst hatte es geheißen, die Attacke habe sich aus spontanen Protesten gegen einen in den USA produzierten Schmähfilm über den Propheten Mohammed entwickelt.
Nachdem US-Außenministerin Hillary Clinton bereits die Verantwortung für die Sicherheitslücken unternommen hatte, räumten auch ihre Stellvertreter Williams Burns und Thomas Nides Fehler ein. Sie kündigten an, dass alle Empfehlungen der Kommission für Verbesserungen umgesetzt würden, so die Entsendung von mehreren hundert Marineinfanteristen zum Schutz diplomatischer Vertretungen im Ausland. Burns und Clinton sagten in dem Hearing anstelle von Clinton aus, die sich daheim von einer Gehirnerschütterung erholt und nun im Januar aussagen will.
In dem Untersuchungsbericht wird dem Ministerium angelastet, es habe nicht genügend erfahrene Sicherheitsleute zur Verfügung gestellt. Stattdessen habe man sich auf örtliche Milizen zum Schutz des Konsulatsgeländes verlassen. Zudem habe das State Department Bitten der US-Botschaft in Tripolis nach mehr Schutz ignoriert. "Die Kommission kam zu dem Ergebnis, dass die Sicherheitsvorkehrungen ... nicht der Bedrohungslage in Bengasi entsprach und in der Tat krass unzureichend war, mit der Attacke ... fertig zu werden", sagte der ehemalige Generalstabschef Mike Mullen, der dem Gremium angehörte.
dpa - Bild: afp