In Ägypten hat die Volksabstimmung über eine umstrittene neue Verfassung begonnen. Die ersten Wähler kamen am Samstagmorgen in Kairo, Alexandria und acht weiteren Provinzen an die Wahlurnen. Es ist die erste Runde des Referendums. In den restlichen 17 Provinzen wird eine Woche später gewählt.
Präsident Mohammed Mursi gab seine Stimme in einer Schule im Kairoer Stadtteil Heliopolis ab. Um Zusammenstöße zwischen Gegnern und Befürwortern zu vermeiden, sichern Polizei und Armee die Wahllokale ab.
Wahllokale zwei Stunden länger geöffnet
In Ägypten bleiben die Wahllokale wegen des großen Andrangs zwei Stunden länger geöffnet. Das gab die Wahlkommission nach Angaben staatlicher Medien am Mittag bekannt. Statt um 19 Uhr Ortszeit sollen die Wahllokale erst um 21 Uhr schließen.
Der Verfassungsprozess hat das Land tief gespalten. Der Entwurf war von den islamistischen Muslimbrüdern mit Unterstützung der radikalen Salafisten erarbeitet worden. In den vergangenen Wochen kam es bei Demonstrationen mehrfach zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen den Islamisten und ihren Gegnern.
Die liberalen Parteien und die Linke wollen gegen den Verfassungsentwurf stimmen. Aus ihrer Sicht handelt es sich um eine Verfassung für die Islamisten und nicht das ganze ägyptische Volk. Sie bemängeln unter anderem das islamisch-konservative Weltbild. Die Gegner befürchten, dass Grundrechte eingeschränkt werden könnten, weil die Verfassung die Macht der Religionsgelehrten auf Kosten der Justiz ausweitet.
dpa/sh - Bild: Patrick Baz (afp)