Die Entsendung eines chinesischen Aufklärungsflugzeuges zu einer umstrittenen Inselgruppe im Ostchinesischen Meer hat neue Spannungen zwischen China und Japan ausgelöst. Japan schickte am Donnerstag acht F-15-Kampfjets und ein Frühwarnflugzeug, doch hatte der chinesische Flieger das Gebiet zu dem Zeitpunkt schon wieder verlassen. Beide Länder beanspruchen die japanisch Senkaku und chinesisch Diaoyu genannten Inseln für sich. In dem Meeresgebiet gibt es auch Rohstoffvorkommen.
Japans Regierung protestierte gegen diese erste Verletzung japanischen Luftraums durch China, wie es in Tokio hieß. In Peking hingegen wies Chinas Außenministerium den Protest zurück. Es sei "völlig normal", wenn chinesische Überwachungsflugzeuge in dem Luftraum über den Inseln patrouillierten, sagte der Sprecher Hong Lei vor Journalisten. Er forderte seinerseits Japan auf, "illegale Aktivitäten" um die Inseln einzustellen, die zu China gehörten.
Streit im Sommer wieder aufgeflammt
Der Streit um die unbewohnte Inselgruppe war im Sommer wieder aufgeflammt und hatte in China massive Proteste ausgelöst. In dem Meeresgebiet kreuzen seither Schiffe beider Seiten. Während die japanischen Boote das Flugzeug aufforderten, den Luftraum um die Inseln zu verlassen, verlangten der Pilot und die begleitenden chinesischen Schiffe ihrerseits von der japanischen Küstenwacht, sich aus dem Gebiet zu entfernen.
"Wir sind entschlossen, entschieden mit Aktionen umzugehen, die unsere Souveränität verletzen", protestierte in Tokio der japanische Kabinettssekretär Osamu Fujimura. Der Zwischenfall fiel zusammen mit den Gedenkfeiern zum 75. Jahrestag des Beginns des Massakers japanischer Truppen in Nanjing. In der ostchinesischen Stadt heulten um 10:00 Uhr Ortszeit die Sirenen, um der Opfer zu gedenken.
Nach chinesischen Angaben sollen bei der Besetzung der Provinzhauptstadt, die im Dezember 1937 begann, mehr als 300.000 Chinesen ums Leben gekommen sein, während japanische Historiker die Zahl auf einige zehntausend bis 200.000 schätzen.
dpa/wb