Nach dem Bombenalarm auf dem Bonner Hauptbahnhof haben Ermittler einen gebürtigen Somalier aus der Islamistenszene festgenommen. Das bestätigten Sicherheitskreise am Dienstag in Berlin einen Tag nach dem Fund einer verdächtigen Tasche mit zündfähigen Substanzen.
Die Sicherheitsbehörden gehen offenbar von zwei Tätern aus. Laut «Bonner General-Anzeiger» wurde ein zweiter Verdächtiger in der Nähe einer Rheinbrücke am Rande der Bonner Innenstadt gefasst - eine Bestätigung der Polizei gab es dafür nicht.
Laut «Focus» wurde der Somalier Omar D. in der Bonner Innenstadt kurz nach 13.30 Uhr festgesetzt. Sicherheitskreise bestätigten der dpa, er sei von Jugendlichen identifiziert worden. Es werde anhand von Telefondaten überprüft, ob er tatsächlich am Tatort auf dem Bonner Hauptbahnhof war.
Am Montag war im Hauptbahnhof Bonn eine verdächtige Tasche entdeckt worden, die mehrere Metallbehälter mit Pulver enthielt, das die Polizei als «zündfähiges Material» einstufte. Ein Zünder war zunächst nicht gefunden worden. Die Ermittler prüften, ob die Konstruktion hätte explodieren können. Nach Informationen von «Spiegel Online» befanden sich Butangas und Ammoniumnitrat sowie ein Metallrohr, ein Wecker und Batterien in der Tasche. Unmittelbar nach dem Bombenalarm war der Bahnhof für mehrere Stunden gesperrt worden.
Alte Bekannte
Omar D. und ein weiterer Verdächtiger seien alte Bekannte der Staatsschützer, schreibt «Spiegel Online». Bereits im September 2008 waren sie auf dem Rollfeld des Flughafens Köln/Bonn geschnappt worden, nachdem sie nach Amsterdam fliegen wollten. Die Ermittler hätten damals einen Liebesbrief von D. an eine junge Frau als Abschiedsschreiben gewertet. Sie seien davon ausgegangen, dass die Männer in den Heiligen Krieg ziehen wollten. Beide Männer seien aber bald darauf wieder freigelassen worden.
Nach dpa-Informationen spricht einiges dafür, dass die mutmaßlichen Bombenleger aus dem internationalen Dschihadismus kommen. In Sicherheitskreisen wurde vermutet, dass der Generalbundesanwalt und das Bundeskriminalamt die Ermittlungen übernehmen. Zunächst sagte ein Sprecher aber lediglich: «Wir sind am Informationsaustausch beteiligt.» Die Ermittler in Karlsruhe können nur in bestimmten Fällen Verfahren an sich ziehen, unter anderem beim Verdacht auf terroristische Gewalttaten.
Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Bernhard Witthaut, bat die Bevölkerung um Aufmerksamkeit bei verdächtigen Gegenständen. «Wir müssen leider immer wieder damit rechnen, dass so etwas gerade an Bahnhöfen passieren kann», sagte er dem Fernsehsender Phoenix. «Deutschland ist nach wie vor ein Angriffsziel von dem ein oder anderen Terroristen.»
dpa - Bild: Meike Böschemeyer (afp)