"Herzlichen Glückwunsch an alle Europäer": In der feierlich geschmückten City Hall von Oslo überreicht Thorbjorn Jagland, der Vorsitzende des norwegischen Nobelpreiskomitees, Herman Van Rompuy, Manuel Barroso und Martin Schulz die Ehrenurkunde und die Medaille.
Die Europäische Union erhält den Friedensnobelpreis 2012 für ihr Wirken über sechs Jahrzehnte als erfolgreiches Friedensprojekt in Europa. Im Mittelpunkt steht die Aussöhnung des Kontinents nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
Die Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich bleibe ein einzigartiges Beispiel dafür, wie aus Feinden Freunde werden können, so Jagland. In der ersten Reihe sitzen die angereisten Staats- und Regierungschefs, darunter die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident François Hollande. Beide reichen sich die Hände, demonstrieren Verbundenheit.
"Die EU steht neben der Aussöhnung auch für Demokratie und Menschenrechte", fährt Jagland fort. Zunächst sei Südeuropa von der Diktatur befreit worden, nach dem Fall der Berliner Mauer sei der Osten dazu gestoßen und derzeit die Balkan-Staaten, in denen bis vor 15 Jahren noch Krieg geherrscht habe.
In seiner Dankesrede lobt Ratspräsident Herman Van Rompuy die EU und seine Einwohner in den höchsten Tönen. Er gehöre der ersten Generation in Europa an, die keinen Krieg miterleben musste. Für seine Rede erntet der Belgier minutenlangen Beifall. Auch König Harald von Norwegen und Thronfolger Haakon nebst Prinzessin Mette-Marit klatschen eifrig mit.
"Krieg zwischen einzelnen Mitgliedsstaaten ist zwar nicht ausgeschlossen, aber so gut wie unvorstellbar geworden", sagt Van Rompuy. Europa, das seien ständige Friedensverhandlungen, der Kontinent der Kompromisse - die manchmal seltsame Formen annehmen ... etwa wenn Vertreter von Binnenstaaten leidenschaftlich über Fischfangquoten verhandeln oder wenn Euro-Parlamentarier aus Skandinavien über den Preis von Olivenöl beraten.
Aktuell durchlebt die EU die schlimmste Krise ihrer Geschichte. Nicht nur für Van Rompuy, auch für Premierminister Elio Di Rupo ist das ein Ansporn, weiterzumachen. Europa ist für Di Rupo aber nicht das Problem, sondern die Lösung. Neben der Haushaltskonsolidierung müssten Wachstum und neue Jobs geschaffen werden.
Für Kommissionspräsident Manuel Barroso ist das heutige Europa nicht perfekt oder vollendet, vielmehr im ständigen Wandel. Die EU dürfe nicht ein Selbstzweck sein - sondern der Weg zu etwas Großem.
Bild: