Übergewicht kann schon bei Kindern die Grundlage bereiten für spätere Erkrankungen wie etwa Herzinfarkt oder Diabetes Typ II. Bereits bei manchen korpulenten Acht- bis 15-Jährigen finde man Verdickungen an den Blutgefäßen, sagt Kardiologe Nikolaus Marx.
"Das ist ein riesiges Problem, das uns Sorgen macht. Es ist ganz klar bedingt durch den Lebensstil", so der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Arterioskleroseforschung.
Die Gefäßverkalkung bei Heranwachsenden führt demnach dazu, dass zunehmend auch junge Erwachsene zu schweren Erkrankungen neigen, die früher als altersbedingt galten. "Wir haben Patienten Anfang 30, die zuckerkrank sind oder einen Herzinfarkt bekommen. Das haben wir früher so nicht gesehen", sagte der Kardiologe. Manche würden damit sehr früh sogar zu Transplantationspatienten, wenn der Herzinfarkt das Herz zu stark geschädigt habe.
Lange gingen Mediziner davon aus, dass vor allem Übergewicht zu Herz-Kreislauferkrankungen führt. In den vergangenen Jahren bestätigten jedoch mehrere Studien, dass insbesondere Speckringe am Bauch schädlich sind. Bauchfett setzt demnach Botenstoffe frei, die chronische Entzündungen hervorrufen, welche wiederum Gefäßverkalkung begünstigen und Herz und Stoffwechsel schädigen.
Dagegen gebe es nur ein nachhaltiges Mittel - mehr Bewegung und Gewichtsabnahme. Operative Entfernung von Bauchfett könne zwar helfen, das sei aber keine Lösung, die man auf eine breite Basis anwenden kann. Etwa 80 bis 90 Prozent der Erkrankungen der Herzkranzgefäße gingen auf den Lebensstil zurück - also falsche Ernährung, zu wenig Bewegung, Rauchen und Übergewicht. Deshalb gehe es darum, den Lebensstil zu ändern.
Gespräch: Sabine Dobel, dpa