Bei Straßenschlachten zwischen Anhängern der regierenden Islamisten und der Opposition sind in der ägyptischen Hauptstadt Kairo in der Nacht mindestens fünf Menschen getötet worden. Die staatlichen Medien meldeten am Donnerstag, zudem seien 346 Menschen bei den Ausschreitungen rund um den Präsidentenpalast zum Teil schwer verletzt worden. Einige Augenzeugen sprachen von insgesamt sechs Toten.
Die verfeindeten Gruppen hatten sich nach Angaben des arabischen Nachrichtensendern Al-Dschasira am Präsidentenpalast bis in den frühen Morgen mit Steinen und Brandsätzen bekämpft. Auch in anderen Landesteilen eskalierten Kundgebungen. In den Städten Ismailia und Suez zündeten Oppositionsanhänger die Büros der Muslimbruderschaft an, aus deren Reihen Mursi stammt.
Mursi will Rede halten
Angesichts der neuen Gewalt in Ägypten will sich Präsident Mursi nun doch mit einer Ansprache an das Volk wenden. Die staatlichen Medien kündigten eine Erklärung des Staatschefs noch für den Donnerstag an. Dabei werde es um Wege zur Beilegung der politischen Krise gehen.
Entzündet hatte sich der Streit an einem Dekret des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi, mit dem dieser seine Machtbefugnisse für die Zeit bis zum Inkrafttreten einer neuen Verfassung ausgeweitet hatte. Als die Islamisten zudem noch einen Entwurf für eine neue Verfassung vorlegten, den Christen und Liberale ablehnen, kam es zur Gewalt.
Ägyptische Diplomaten erklärten unterdessen, sie seien nicht bereit, die Abstimmung der Auslandsägypter über die Verfassung in den Botschaften und Konsulaten zu beaufsichtigen. Die Abstimmung in den diplomatischen Vertretungen hätte an diesem Samstag beginnen sollen. In Ägypten selbst soll am 15. Dezember über die neue Verfassung abgestimmt werden.
dpa/jp - Bild: Mahmoud Khaled (afp)