Die Wahlen gelten als Test für die demokratische Konsolidierung von Sierra Leone, wo von 1991 bis 2002 ein Bürgerkrieg wütete. Zehn Jahre danach ist die Lage relativ stabil. Allerdings gehört das Land immer noch zu den ärmsten Staaten Afrikas. Bei der Präsidentenwahl wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Amtsinhaber Koroma und seinem Herausforderer Bio erwartet. Koroma gilt als Reformer.
Allerdings gibt es Korruptionsvorwürfe gegen Mitglieder seiner Partei. Ex-General Bio ist umstritten, weil er 1996 kurzzeitig durch einen Putsch an die Macht kam. Ein Wahlergebnis wird nicht vor Mittwoch erwartet.
Vom Bürgerkrieg gezeichnet: Sierra Leone
Der kleine westafrikanische Staat Sierra Leone ("Löwengebirge") gehört zu den ärmsten Ländern dieser Region. Sierra Leone ist 72.000 Quadratkilometern groß. Es exportiert vor allem Diamanten, Metalle und Kakao, muss aber Industriegüter und Nahrungsmittel einführen. Ein Problem bleibt die hohe Jugendarbeitslosigkeit.
Knapp sechs Millionen Menschen leben in Sierra Leone. Sie gehören 20 verschiedenen Völkern an, in der Mehrheit sind es Muslime. Die Welthungerhilfe schätzt die Lage der Bevölkerung als "sehr ernst" ein: Die Lebenserwartung liegt nur bei rund 50 Jahren, die Kindersterblichkeit ist sehr hoch. Mehr als die Hälfte der Einwohner sind Analphabeten.
Hauptgrund für die Armut ist der jahrzehntelanger Bürgerkrieg. Seit seinem Ende 2002 hat Sierra Leone aber eine vergleichsweise positive Entwicklung genommen. Alle UN-Friedenstruppen sind abgezogen, die Sanktionen aufgehoben. Der Wiederaufbau mit Stromversorgung, Straßennetz und der Etablierung eines Gesundheits- und Bildungssystem kommt langsam in Gang.
Die Briten entließen 1961 ein wirtschaftlich gesundes Land mit reichen Bodenschätzen und einer blühenden Landwirtschaft in die Unabhängigkeit. Danach verstärkten sich Konflikte zwischen ethnischen Gruppen, Machtkämpfe und Korruption führten zum Niedergang.
Das wohl größte Leid fügte dem Land die Rebellenorganisation "Revolutionäre Vereinigte Front" (RUF) im Bündnis mit dem liberianischen Rebellenführer und späteren Präsidenten Charles Taylor zu. Die RUF ging mit unfassbarer Grausamkeit gegen die Bevölkerung vor und bezahlte den Terror mit Diamanten aus eroberten Minen ("Blutdiamanten"). Der Bürgerkrieg kostete Zehntausende das Leben und zwang 270.000 Menschen in die Flucht.
dpa/jp - Bild: Issouf Sanogo (afp)