Nach Jahren des blutigen Terrors in Nigeria sind die Islamisten der Sekte Boko Haram unter bestimmten Bedingungen zu Friedensverhandlungen bereit. Als Gegenleistung müssten die Behörden des westafrikanischen Landes alle inhaftierten Mitglieder der Gruppe auf freien Fuß setzen, sagte Abu Mohammed Ibn Abdulasis, der zweithöchste Kommandant der Sekte, am Donnerstagabend in der nördlichen Stadt Maiduguri. Die Verhandlungen mit Vertretern der nigerianischen Regierung sollten in Saudi-Arabien geführt werde.
Die radikal-islamische Gruppe, die jeden westlichen Lebensstil ablehnt, ist für zahlreiche blutige Anschläge unter anderem auf Kirchen, Polizeistationen und Lokale mit Alkoholausschank im muslimisch geprägten Norden verantwortlich.
1000 inhaftierte Kämpfer
Derzeit werden rund 1000 Kämpfer in verschiedenen Gefängnissen Nigerias festgehalten. Ihre Familienangehörigen, die als Vertriebene im eigenen Land leben, müssten wieder voll in die Gesellschaft integriert werden, lautet eine weitere Forderung. Eine Reaktion von Präsident Goodluck Jonathan gab es zunächst nicht. Der Christ aus dem Süden des bevölkerungsreichsten Landes Afrikas wirkt seit langem hilflos beim Kampf gegen die Sekte. Dennoch kündigte Jonathan mehrmals an, die Terroristen "vernichten" zu wollen.
Erst am Donnerstag hatte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International den nigerianischen Sicherheitskräften im Kampf gegen die Islamisten "Folter, Exekutionen, Brandstiftung und willkürliche Inhaftierungen" vorgeworfen. Das Militär und die Polizei verschärften die "dramatische Situation zusätzlich", hieß es in einem in der Hauptstadt Abuja präsentierten Bericht. Sowohl der Staat als auch die Sekte wendeten immer wieder gesetzeswidrige Gewalt an - "mit verheerenden Folgen für die Rechte der Menschen zwischen den Fronten".
Der Name Boko Haram bedeutet in der örtlichen Hausa-Sprache so viel wie "westliche Bildung verboten". Eine der schlimmsten Aktionen war die Anschlagserie auf christliche Kirchen am ersten Weihnachtstag 2011, bei der fast 40 Menschen ums Leben kamen. Seit 2009 starben an den Folgen des Terrors mindestens 1400 Menschen.
dpa/jp