Als reichster Mann Georgiens mit einem Milliardenvermögen hat sich Bidsina Iwanischwili lange Zeit mit diskreten Wohltaten in dem Südkaukasusstaat einen Namen gemacht. Nun ist der 56-Jährige neuer Regierungschef - rund ein Jahr, nachdem er auf die politische Bühne trat. Mit seinem Wahlsieg am 1. Oktober hat er das Machtmonopol des wegen seines Führungsstils umstrittenen Präsidenten Michail Saakaschwili gebrochen
Das Parlament in der Stadt Kutaissi bestätigte den 56-Jährigen am Donnerstag mit 88 von 150 Stimmen. Damit stimmten drei Abgeordnete mehr für Iwanischwili, als seine neue Regierungskoalition Georgischer Traum Mandate hat. Die neue prowestliche Führung will die Ex-Sowjetrepublik weiter in die EU und die Nato führen. Die Partei von Präsident Michail Saakaschwili (44) wechselte nach ihrer Wahlniederlage am 1. Oktober in die Opposition. Der einstige Held der Rosenrevolution von 2003 stand zuletzt wegen zunehmend autoritärer Züge in der Kritik.
Kampf gegen die Armut und Arbeitslosigkeit
Die "Doppelmacht" mit ihm als Hoffnungsträger und einem angeschlagenen Präsidenten in der Opposition bedeute schwere Arbeit, meint der neue Premier. "Es wird sehr schwer, aber wir werden machen, was wir versprochen haben", sagte der hagere Mann am Donnerstag im Parlament. Er weiß, dass die meisten der mehr als vier Millionen Einwohner des Landes am Schwarzen Meer auf mehr Wohlstand hoffen. Deshalb gaben sie dem Oppositionsbündnis Georgischer Traum ihre Stimme für den Machtwechsel.
Iwanischwili, der am 18. Februar 1956 in dem Dorf Tschorwila als Sohn eines Bergarbeiters geboren wurde, hat aus einer Laune heraus seine Bewegung Georgischer Traum genannt. Der Name geht zurück auf die Band seines Sohnes Bera, eines bekannten georgischen Rapmusikers. Reich wurde Iwanischwili nach dem Zerfall der Sowjetunion in Russland mit Metallhandel, einer eigenen Bank und Immobiliengeschäften. Er beteuert, dass er Georgiens prowestlichen Kurs beibehalten wolle. "Die Menschen hier wollen in die EU und in die Nato. Das ist auch mein Ziel", sagt er. Zugleich will er bessere Beziehungen zum Nachbarn Russland.
Der promovierte Ökonom, der auch in den USA und in Frankreich lebte, verspricht einen Kampf gegen die Armut und Arbeitslosigkeit, eine Stärkung des Mittelstandes und der Agrarwirtschaft in dem für seine Weinkultur und seinen Obstreichtum bekannten Land. Bekannt ist er auch in der Kunstwelt für seine ersteigerten Werke, die nach seinen Angaben heute allein einen Wert von mehr als einer Milliarde Dollar hätten. Er achte auf seine Figur, treibe Sport und liebe Yoga, sagt der Vater von vier Kindern. In seinem Heimatort Tschorwila im Westen Georgiens verehren ihn die Bewohner bisweilen wie ein Heiligen. Dort schwärmen die Menschen, dass er ihnen zum Beispiel die Krankenversicherung zahle. Von einem kleinen Wohlstand träumen auch viele Wähler in Georgien.
dpa/mh - Bild: Vano Shlamov (afp)