Nach Ausschreitungen und Protesten gegen die Regierung im Libanon wächst die Sorge vor einem Übergreifen des Bürgerkrieges aus dem Nachbarland Syrien. Nach einer gewalttätigen Nacht herrschte zwar am Montag weitgehend angespannte Ruhe, aber im Beiruter Sunniten-Viertel Tajjouneh kam es zu Zusammenstößen zwischen der Armee und Bewaffneten.
Ein Parlamentarier der anti-syrischen Zukunftsbewegung erklärte, er und mehrere andere Angehörige seiner Fraktion hätten aus Syrien Todesdrohungen per SMS erhalten. Innenminister Marwan Charbel erteilte Armee und Polizei den Auftrag, hart durchzugreifen.
Weltweit herrscht Sorge, dass der Bürgerkrieg im Nachbarland Syrien auch den Libanon immer weiter in einen Strudel der Gewalt hineinzieht.
Auslöser der Gewalt war das Attentat auf Geheimdienstchef Wissam al-Hassan vom Freitag. Dieser gehört wie die meisten Aufständischen in Syrien zu den Muslimen sunnitischer Glaubensrichtung. Dagegen wird die pro-syrische Regierung im Libanon von der schiitischen Hisbollah-Bewegung dominiert. Die libanesische Opposition, zu der auch die anti-syrische Zukunftsbewegung des sunnitischen Ex-Ministerpräsidenten Saad al-Hariri gehört, sieht die Drahtzieher des Anschlags auf Al-Hassan in Damaskus.
Nach den Ausschreitungen vom Wochenende erklärte der libanesische Innenminister Marwan Charbel, Armee und Polizei hätten den Auftrag erhalten, hart durchzugreifen: "Sie nehmen jeden fest, der Waffen trägt." Fast alle Straßen, die am Vortag von Demonstranten blockiert worden waren, waren am Montag wieder befahrbar. Nach Angaben der Polizei kamen in der Nacht bei Schießereien zwischen pro-syrischen und anti-syrischen Gruppen in Tripoli drei Menschen ums Leben. Unter den Toten war ein neun Jahre altes Mädchen.
dpa/jp - Bild: Fadel Itani (afp)