Nach dem verheerenden Bombenanschlag im Libanon will die Opposition die von der Schiiten-Bewegung Hisbollah gestürzte Regierung zum Rückzug zwingen. Für Sonntag rief die anti-syrische Bewegung 14. März zu einem "Tag des Zorns" auf.
Das Attentat gefährdet den brüchigen Frieden im Libanon, da das Land - was die Haltung zu Syriens Regime angeht - zutiefst gespalten ist.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte bei Telefonaten mit dem libanesischen Präsidenten Michel Suleiman und Regierungschef Nadschib Mikati der Regierung seine Unterstützung zu. Er äußerte die Hoffnung, dass sich der Libanon nicht von "regionalen Ereignissen" - damit ist der Bürgerkrieg im benachbarten Syrien gemeint - beeinflussen lasse. Ban habe sein Mitgefühl ausgedrückt und seine Solidarität mit dem libanesischen Volk betont, teilte ein Sprecher Bans am Samstag in New York mit.
Mikati hatte Suleiman am Vortag seinen Rücktritt angeboten. Der Präsident habe ihn allerdings gebeten, vorerst im Amt zu bleiben, sagte er anschließend vor Journalisten. Der Ministerpräsident argumentierte: "Wir wollen kein Machtvakuum im Libanon." Die derzeitige Regierung wurde 2011 von einem Bündnis an die Macht gebracht, das von der pro-syrischen, schiitischen Hisbollah dominiert wurde.
Krawalle bei Trauerfeier in Beirut
Im Libanon ist es am Rande der Trauerfeier für die Opfer des verheerenden Bombenanschlags zu Ausschreitungen gekommen. Hunderte Demonstranten versuchten am Sonntag nach Angaben von Augenzeugen, den Regierungssitz in der Beiruter Innenstadt zu stürmen. Die Polizei setzte Tränengas ein. Mehrere Menschen wurden verletzt. Die Armee rückte mit Panzern zum Schutz des Regierungsgebäudes an. Schüsse waren zu hören.
Zuvor hatten Tausende Menschen bei der Beisetzung des Chefs des Polizei-Geheimdienstes im Zentrum der Hauptstadt den Rücktritt von Ministerpräsident Nadschib Mikati gefordert. Sie werfen ihm zu enge Beziehungen zum syrischen Präsidenten Assad vor.
An der Trauerkundgebung für den bei dem Anschlag getöteten Geheimdienstchef Wissam al-Hassan nahmen am Nachmittag in der libanesischen Hauptstadt Tausende Libanesen teil.
Al-Hassan sollte an der Seite von Ex-Ministerpräsident Rafik Hariri im Zentrum von Beirut begraben werden. Der Vater von Saad Hariri war 2005 ebenfalls bei einem Bombenanschlag getötet worden. Damals war Al-Hassan sein Sicherheitschef. Auch damals machten viele Syrien verantwortlich - bewiesen werden konnte das aber nicht.
Bei der Explosion einer Autobombe im christlichen Viertel Aschrafijeh waren am Freitag acht Menschen getötet und mehr als 80 verletzt worden. Nach Ansicht von Beobachtern galt der Anschlag General al-Hassan, der der anti-syrischen Zukunftsbewegung des Oppositionspolitikers Saad Hariri nahestand. Viele sehen die Verantwortlichen für den Anschlag daher in Damaskus.
Paris: Syrische Verwicklung in Anschlag wahrscheinlich
Frankreich hält eine Verwicklung Syriens in den tödlichen Anschlag von Beirut für wahrscheinlich. Außenminister Laurent Fabius sagte im Rundfunksender Europe-1, alles deute darauf hin, dass es sich um eine Ausweitung der - so wörtlich - "syrischen Tragödie" handele.
Zudem warf Laurent Fabius Staatschef Assad vor, ein Manipulator zu sein, der nebem dem Libanon auch die Türkei und Jordanien mit dem Konflikt anstecken wolle.
dpa/dradio/orf/cd/mh - Bild: Patrick Baz (afp)