Nach fast sieben Monaten des politischen Chaos in Mali werden die Pläne für eine Lösung der Krise mit internationaler Hilfe immer konkreter - möglicherweise auch mit militärischer Gewalt. Bei einem hochrangigen Treffen in der Hauptstadt Bamako diskutierten am Freitag zahlreiche Experten, wie eine Spaltung des westafrikanischen Landes noch verhindert werden kann. Beobachter befürchten eine Destabilisierung der gesamten Region, nachdem radikale Islamisten im April zwei Drittel des Landes erobert hatten. Die Vereinten Nationen (UN) und die Europäische Union (EU) haben bereite logistische Unterstützung für den möglichen Einsatz einer bewaffneten Regionaltruppe zugesagt.
Die Staats- und Regierungschefs der 27 EU-Staaten erklärten am Freitag in Brüssel, sie seien bereit zu einer "etwaigen militärischen Operation". Dabei gehe es nicht um einen Kampfeinsatz, sondern um die Schulung malischer Truppen. Die Vorbereitungen dafür laufen bereits. Das Land soll aber "bei der Wiederherstellung der Rechtsstaatlichkeit und einer demokratischen Regierung, die die uneingeschränkte Hoheit über das gesamte Staatsgebiet ausübt" unterstützt werden, hieß es in Brüssel.
Militärische Lösung
Die Übergangsregierung in Bamako hat eine militärische Lösung am Donnerstag in einer neuen Resolution begrüßt und dankte der Afrikanischen Union, der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas, der Europäischen Union und den Vereinten Nationen für ihre Hilfe, um die Extremisten aus dem Norden zu vertreiben. "Die Krise im Norden ist eine Bedrohung für die Sahel und die Welt", sagte Interimspräsident Diouncounda Traoré bei dem Treffen. Er forderte einen "totalen und unerbittlichen Krieg gegen jene, die uns bedrohen". Dafür benötige sein Land jedoch internationale Hilfe.
An der Konferenz nahmen unter anderem UN-Vizegeneralsekretär Jan Eliasson, der ehemalige italienische Ministerpräsident Romano Prodi als UN-Sondergesandter für die Sahel-Zone und die neue Chefin der AU-Kommission, Nkosazana Dlamini-Zuma teil.
"Ein Erfolg in der Sahel hängt von unserer engen Zusammenarbeit ab", sagte die Südafrikanerin. "Die Menschen in Mali können auf die Hilfe der AU und auch auf meine persönliche Unterstützung zählen." Sie werde einen Sondergesandten für Mali ernennen und in dem Land ein Büro der Afrikanischen Union eröffnen, fügte Dlamini-Zuma hinzu.
Kritiker warnen jedoch vor einem Flächenbrand. Zudem könnte sich die Militäraktion in dem unwegsamen Wüstengebiet für die Soldaten schwierig gestalten.
Humanitäre Situation weiter prekär
Unterdessen bleibt die humanitäre Situation weiter prekär. Hunderttausende Menschen aus dem Norden sind auf der Flucht. Das Welternährungsprogramm (WFP) teilte in Genf mit, dass derzeit 4,6 Millionen Menschen in dem riesigen Land von Lebensmittelunsicherheit und 560.000 Kinder unter fünf Jahren von akuter Unterernährung bedroht sind. Dies ist jedoch nicht nur auf die politische Instabilität zurückzuführen: Die Länder der westafrikanischen Sahel-Zone leiden zudem seit Monaten unter einer schweren Dürre.
Die Probleme des ehemaligen demokratischen Vorzeigestaates hatten am 22. März begonnen, als meuternde Soldaten bei einem Militärputsch Präsident Amadou Toumani Touré stürzten. Kurz darauf eroberten militante Islamisten gemeinsam mit Tuareg-Rebellen den Norden des Landes, den sie als eigenständigen Staat vom Süden abspalten wollen. Seither gilt dort eine strenge Auslegung der Scharia. Zudem haben die Islamisten bereits zahlreiche muslimische Heiligengräber in der historischen Stadt Timbuktu zerstört, die zum Weltkulturerbe der UNESCO gehören.
dpa/mh - Bild: Habibou Kouyate (afp)