Bei einem Sprengstoffanschlag in der libanesischen Hauptstadt Beirut sind am Freitag acht Menschen ums Leben gekommen. Unter den Toten ist nach Angaben aus Sicherheitskreisen auch General Wissam al-Hassan, ein hochrangiger Funktionär des libanesischen Geheimdienstes. Al-Hassan könnte nach Einschätzung von Beobachtern das Ziel der Attentäter gewesen sein. Er steht der oppositionellen, anti-syrischen Zukunftsbewegung des früheren libanesischen Ministerpräsidenten Saad Hariri nahe.
Die staatliche Nachrichtenagentur NNA berichtete, 78 Menschen seien durch die Explosion auf dem Sassine-Platz im Christen-Viertel Aschrafijeh verletzt worden. Die Fassaden mehrerer Häuser wurden durch die Wucht der Detonation zerstört. Mehrere Fahrzeuge brannten aus.
Suche nach Schuldigen in Syrien
Schon bevor der Tod von Al-Hassan bekannt wurde, suchten viele Libanesen die Schuldigen in Damaskus, da sich die Explosion nur wenige Meter entfernt von einem Büro der oppositionellen Bewegung 14. März ereignete. Die Parteien der Bewegung 14. März sind Gegner der Regierungskoalition, die von der mit Syrien verbündeten Schiiten-Partei Hisbollah dominiert wird.
Der zur Zukunftsbewegung gehörende Abgeordnete Nihad Al-Maschnuk sagte: "Die Explosion von Aschrafijeh ist eine Botschaft des syrischen Regimes, das dabei ist, sich aufzulösen. Es ist eine Botschaft, mit dem Ziel, die Libanesen in Angst und Schrecken zu versetzen."
Die syrische Regierung wies jede Verantwortung von sich. Schon wenige Minuten nach dem Anschlag im Nachbarland veröffentlichten die staatlichen syrischen Medien eine Stellungnahme von Informationsminister Omran al-Soabi. Dieser verurteilte den Anschlag als "feigen Akt des Terrorismus".
Ein Angestellter, der in einer Bank in der Nähe des Tatortes arbeitet, berichtete: "Ich fühlte, wie der Boden unter meinen Füßen schwankte, dann fiel Glas auf uns." Zwei seiner Kollegen seien verletzt worden. "Die Explosion war immens, sie hat ein großes Loch im Boden aufgerissen", sagte ein Helfer des Zivilschutzes.
Der Libanon war zwischen 2004 und 2008 von einer Serie von Sprengstoffanschlägen erschüttert worden. Schon damals kam der Verdacht auf, das Regime des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad könnte an der Planung der Attentate beteiligt gewesen sein. Als Folge des Bombenattentates auf den früheren libanesischen Regierungschef Rafik Hariri im Februar 2005 hatte Syrien seine letzten Truppen aus dem Nachbarland abziehen müssen.
Präsident Assad warnt seit Beginn des Aufstandes in Syrien vor einem "Flächenbrand", der bald die ganze Region erfassen werde.
dpa/mh - Bild: afp/str