Die Troika der internationalen Geldgeber hat ihre Verhandlungen in Athen abgeschlossen. Es gebe mit den griechischen Behörden zwar Einigkeit über die meisten Spar- und Reformvorhaben, doch weitere Diskussionen seien nötig, berichtete die EU-Kommission am Mittwochabend in Brüssel.
Eine Vereinbarung auf Beamtenebene ("Staff Level Agreement") sei für die nächsten Tage geplant. Es gebe auch Gespräche über Finanzierungsthemen zwischen den Geldgebern und Athen.
Ein positiver Bericht der Troika aus Vertretern von EU-Kommission, Internationalem Währungsfonds und Europäischer Zentralbank ist Voraussetzung für die Auszahlung der nächsten Hilfstranche von 31,5 Milliarden Euro an das pleitebedrohte Euro-Land. Der EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag in Brüssel wird keine Entscheidungen zu Griechenland treffen können, da der Bericht der Geldgeber fehlt.
Die Koalitionsregierung in Athen ist untereinander uneins. Seit Monaten wird um das geplante 13,5 Milliarden Euro schwere Sparpaket gestritten. Die griechischen Gewerkschaften laufen Sturm gegen noch weitere Einsparungen. An diesem Donnerstag wollen Staatsbedienstete, Bank-, Post- und Eisenbahnangestellte für 24 Stunden streiken. Die Fluglotsen kündigten für diesen Donnerstag eine dreistündige Arbeitsniederlegung an.
"Grexit"
Ein Austritt Griechenlands ("Grexit") aus der Eurozone könnte nach Einschätzung von Experten die Weltwirtschaft in eine tiefe Rezession stürzen. Nach einer am Mittwoch veröffentlichten Studie würden die 42 wichtigsten Volkswirtschaften der Welt im schlimmsten Fall bis zum Jahr 2020 Wachstumseinbußen in Höhe von insgesamt 17,2 Billionen Euro erleiden. Das wäre der Fall, wenn die Anleger als Folge auch Spanien und Italien das Vertrauen entzögen und es dort ebenfalls zu Staatsbankrotten käme.
Die Autoren der Studie kommen zu dem Schluss, isoliert betrachtet wäre ein Staatsbankrott des Mittelmeerlandes und sein Euro-Austritt "für die Weltwirtschaft ökonomisch verkraftbar". Die Experten warnen aber, es sei nicht auszuschließen, dass die Kapitalmärkte dann auch Portugal, Spanien und Italien das Vertrauen entziehen und es dort ebenfalls zu Staatsbankrotten kommen würde. Die Weltwirtschaft würde dadurch in eine tiefe Rezession fallen.
Die internationale Staatengemeinschaft sollte daher einen Staatsbankrott und Euroaustritt Griechenlands verhindern, um die damit verbundenen möglichen Dominoeffekte zu vermeiden.
dpa - Bild: Louisa Gouliamaki (afp)