Die in Frankreich zerschlagene Islamistenzelle wollte nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft gezielt Juden töten. Bei einem am 19. September verübten Anschlag auf ein Geschäft für koschere Lebensmittel habe es nur aus Zufall keine Opfer gegeben, sagte der zuständige Staatsanwalt François Molins am Donnerstag in Paris. Absicht der Attentäter sei es gewesen, Leben auszulöschen. Einige Mitglieder der Islamistenzelle hätten auch geplant, sich als Gotteskrieger am Bürgerkrieg in Syrien zu beteiligen.
Sieben Personen aus der Gruppe droht nun eine Anklage wegen versuchten Mordes oder Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Molins bezeichnete die Gruppe als die gefährlichste der in Frankreich zerschlagenen Organisationen seit Mitte der 90er Jahre. Damals hatten algerische Extremisten der "Bewaffneten Islamistischen Gruppe" (GIA) das Land mit einer Serie von Bombenanschlägen erschüttert. Zehn Menschen starben und mehr als 200 wurden verletzt.
Bei den jüngst Festgenommenen handelt es sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft um französische Staatsbürger im Alter zwischen 19 uns 25 Jahren. Von einer Ausnahme abgesehen konvertierten sie erst in jüngerer Vergangenheit zum Islam, sagte Chefermittler Molins. Fünf weitere Verdächtige hätten aus Mangel an Beweisen freigelassen werden müssen.
Die Beschuldigten waren am Wochenende bei einer landesweiten Anti-Terror-Aktion festgenommen worden. Auslöser war der Anschlag am 19. September in der nahe Paris gelegenen Kleinstadt Sarcelles. Einer der beteiligten Islamisten starb bei dem Polizeieinsatz am Samstag durch Schüsse der Beamten. Der 33-Jährige eröffnete das Feuer, als er in Straßburg festgenommen werden sollte. Entgegen ersten Erkenntnissen war er vermutlich nicht der Anführer der Gruppe.
Molins hatte zuvor mitgeteilt, dass bei einem der Männer Chemikalien zum Bau von Sprengsätzen sowie Waffen gefunden worden seien. Dieser Beschuldigte hatte auch eine Liste mit jüdischen Einrichtungen bei sich zu Hause, die als mögliche Anschlagziele gelten.
dpa/mh - Bild: Fred Defour (belga)