Blutiges Wochenende in Berlin: Am Alexanderplatz und im Stadtteil Schöneberg sind zwei Männer auf offener Straße angeschossen und schwer verletzt worden. In Wedding griffen Polizisten zur Waffe und schossen auf einen 50-Jährigen, der mit einer Axt und zwei Messern durch die Stadt marschierte. Mehrere brutale Übergriffe auf Bahnhöfen fachten zudem die Debatte über eine Ausweitung der Videoüberwachung neu an.
Ein Schuss verletzte einen 23-Jährigen am Alexanderplatz am Sonntag lebensgefährlich. Das Opfer wurde laut Polizei gegen 6.30 Uhr am Ausgang des S-Bahnhofs mit einem Leistendurchschuss gefunden. Vom Täter fehlte jede Spur, die Hintergründe blieben unklar.
24 Stunden zuvor war in Schöneberg ein Nachtschwärmer niedergeschossen und lebensgefährlich verletzt worden. Der 22-Jährige kam mit Bekannten von einer Party, als es zu einem Wortwechsel mit dem späteren Täter kam. Der Unbekannte zückte eine Waffe und schoss zunächst in die Luft. Als sich die achtköpfige Gruppe daraufhin aus dem Staub machen wollte, schoss der Täter dem 22-Jährigen in den Bauch und flüchtete anschließend.
Im Stadtteil Wedding griff hingegen die Polizei zur Schusswaffe, als ein 50-jähriger Mann am Samstag mit einer Axt und zwei Messern zwei Beamte angriff. Obwohl er von mehreren Schüssen getroffen wurde, ließ er zunächst nicht von seinem Messer ab. Erst als weitere Polizisten eintrafen, überwältigten sie den Mann mit Hilfe von Pfefferspray, einem Schlagstock und einem Polizeihund. Der 50-Jährige kam ins Krankenhaus. Eine Notoperation rettete sein Leben. Warum er schwer bewaffnet durch die Stadt gelaufen war, ist vollkommen unklar.
Brutaler Einsatz?
Augenzeugen beschrieben das Vorgehen der Polizei allerdings als unverhältnismäßig. Die «Bild am Sonntag» zitierte einen Passanten mit den Worten: «Der Mann schien wehrlos, der Einsatz der Polizei wirkte sehr brutal.» Laut «B.Z.» bekam der 50-Jährige einen Tritt in den Nacken. Ein Polizeisprecher wollte sich dazu nicht äußern. Er verwies auf die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, die jetzt - wie in solchen Fällen üblich - die Rechtmäßigkeit des Einsatzes prüfe.
Für Aufregung sorgte am Wochenende auch noch ein Vorfall, der schon anderthalb Wochen zurücklag, aber erst jetzt bekannt wurde. Ein geistig behinderter Hertha-Fan war am S-Bahnhof Olympiastadion nach dem Heimspiel gegen Dynamo Dresden fast erdrosselt worden. Unbekannte hatten ihm seinen eigenen Fanschal eng um den Hals geschnürt und das Ende des Schals an einem Geländer festgeknotet. Der 31-Jährige, der am Down-Syndrom erkrankt ist, konnte sich nicht selbst befreien und wäre fast erstickt. Die Polizei hofft darauf, die Täter anhand von Bildern von Überwachungskameras zu identifizieren.
Die Station Olympiastadion ist einer der wenigen S-Bahnhöfe, der mit Kameras ausgerüstet sind. «Die S-Bahn ist in der Pflicht, bei der Videoüberwachung nachzuziehen», sagte Verkehrssenator Michael Müller (SPD) der «Berliner Morgenpost» (Sonntag). Innensenator Frank Henkel (CDU) sprach von einem überfälligen Schritt. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) forderte darüber hinaus den verstärkten Einsatz von Wachleuten an Berlins Bahnhöfen.
dpa