Die großen europäischen Banken haben ihre Eigenkapitaldecke in den vergangenen Monaten deutlich gestärkt und sich damit gegen Risiken besser gewappnet. Insgesamt flossen 116 Milliarden Euro in die Kapitalpuffer der 27 europäischen Banken, die im September 2011 noch Lücken aufgewiesen hatten. Das ergab eine Kapitalstudie der Europäischen Bankenaufsicht EBA, die am Mittwoch in London veröffentlicht wurde.
Insgesamt nahmen 71 Banken an dem «Stresstest» teil. In ihre Kapitalpuffer flossen in den vergangenen Monaten mehr als 200 Milliarden Euro.
Vier Banken hätten die geforderte Grenze von neun Prozent nicht erreicht. Dabei handele es sich um ein italienisches und ein slowenisches Institut sowie zwei Banken aus Zypern. Ihnen fehlen zusammen rund 3,7 Milliarden Euro. Hier liefen jedoch die Verhandlungen auch mit den jeweiligen Regierungen. Lösungen sollen bis zum Jahresende gefunden sein.
EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier lobte die Disziplin der Banken. "Diese finanzielle Konsolidierung stärkt die Fähigkeit der Banken, die Realwirtschaft dauerhaft zu finanzieren", sagte er in Brüssel. "Das ist ein echter Fortschritt, über den ich mich freue." Das bedeute jedoch nicht, dass die Finanzkrise nun vorbei sei, warnte er.
Auch die EBA will die Hürden hochhalten. Es müsse verhindert werden, dass das angesammelte Kapital nun wieder abfließe. "Die Banken sind nun in besserer Verfassung, um Geld in die Realwirtschaft zu pumpen", sagte EBA-Chef Andrea Enria. "Aber sie müssen den Weg weitergehen, den die neue Regulierungslandschaft vorgibt."
Die EBA werde die Banken bitten, Kapitalpläne zu entwerfen, die einen fließenden Übergang zu den Basel-III-Vorgaben ermöglichen. Erst in der vergangenen Woche war bei einem anderen Test der EBA bekanntgeworden, dass Europas Banken zum Stichtag 31. Dezember 2011 noch 199 Milliarden Euro fehlten, um die neuen Basel-III-Vorgaben zu erfüllen.
dpa - Archivbild: Aris Messinis (afp)