Kurz vor seinem ersten TV-Duell mit Barack Obama schwenkt Herausforderer Mitt Romney in der Einwanderungspolitik teilweise auf die Linie des US-Präsidenten ein. Der Republikaner sagte der Zeitung "Denver Post, er würde im Falle eines Wahlsiegs den von Obama angeordneten Abschiebestopp für junge Einwanderer ohne gültige Dokumente aufrechterhalten. Bislang vertrat Romney eine harte Linie gegen illegale Einwanderer.
Obama punktete zudem mit der Entscheidung eines Gerichts im US-Bundesstaat Pennsylvania: Es kippte ein umstrittenes Wahlgesetz, das nach Ansicht von Bürgerrechtlern vor allem potenzielle Anhänger Obamas an der Abstimmung gehindert hätte.
Das Gericht hob ein Gesetz teilweise auf, wonach Wähler bei der Präsidentenwahl am 6. November einen gültigen Ausweis mit Bild vorzeigen müssen. In den USA gibt es keine Ausweispflicht. Vor allem viele Schwarze, Latinos sowie junge Leute und Arme besitzen kein solches Dokument - das ist die traditionelle Klientel der Demokraten.
Swing States
Mit seinem Schwenk bei den Einwanderern warb Romney um die Latino-Wählerschaft. Fast 22 Millionen US-Bürger mit südamerikanischen Wurzeln sind wahlberechtigt. Sie stellen einen Großteil der Bevölkerung in vielen Wechselwähler-Staaten. Um in diesen stark umkämpften "Swing States" zu siegen, braucht Romney 40 Prozent der Latino-Stimmen. Bislang liegt er nach Umfragen weit darunter.
Er werde den Immigranten, die unter der neuen Regelung eine befristete Aufenthaltserlaubnis bekommen hätten, ihre Visa nicht wegnehmen, erklärte Romney dem Blatt. "Ich werde eine Reform unseres Einwanderungssystems vorschlagen, um die Bedingungen für legale Einwanderung zu verbessern, so dass die Menschen keine Anwälte anheuern müssen, um herauszufinden, wie sie auf rechtmäßige Art hierherkommen können."
Romney wie Obama bereiteten sich intensiv auf die erste TV-Debatte am Mittwochabend (03.00 Uhr Donnerstag MESZ) vor. Kommentatoren sehen in den drei Rededuellen Romneys möglicherweise letzte Chance, seinen Rückstand in den Umfragen aufzuholen. Der Republikaner müsse daher in dem eineinhalbstündigen Schlagabtausch in Denver (Colorado) voll auf Angriff gehen.
Obama knapp vorn
Eine neue Umfrage für den TV-Sender NBC und das "Wall Street Journal" sieht Obama knapp vorn. 49 Prozent der Befragten, die wahrscheinlich im November zur Wahl gehen, wollten ihre Stimme Obama geben - für Romney votierten lediglich 46 Prozent. Allerdings habe der Amtsinhaber noch vor zwei Wochen um fünf Prozentpunkte vorn gelegen, heißt es. Mehrere Umfragen belegen, dass der demokratische Amtsinhaber Obama in den besonders umkämpften Bundesstaaten wie Ohio und Florida deutlich vorne liegt.
Die TV-Debatte steht ganz im Zeichen der Wirtschaftspolitik. Es gilt als sicher, dass Romney versuchen wird, Obama für die hohe Arbeitslosigkeit verantwortlich zu machen. Obama dürfte Romney vorwerfen, seine Steuerpläne begünstige Millionäre und er wolle Sozialprogramme für ärmere Amerikaner beschneiden.
dpa - Bild: Don Emmert (afp)