Wenn Merkel in Medien anderer EU-Staaten mit einer Hakenkreuzbinde karikiert werde, sei das "zum Teil ihre eigene Schuld", sagte er nach einer ZDF-Mitteilung vor Ausstrahlung der am Nachmittag aufgezeichneten Sendung. In der Finanzkrise habe sie "eine viel zu starke Zentralisierung der ganzen Fragenkomplexe auf ihre Person vorgenommen".
Schmidt mahnte, dass Deutschland eine größere Verantwortung für den Kontinent habe als alle anderen europäischen Staaten. Als Grund fügte er hinzu: "Weil wir sechs Millionen jüdische Bürger fabrikmäßig umgebracht haben." In den europäischen Nachbarländern sei die deutsche Besetzung während des NS-Regimes nicht vergessen. Dort entstehe der Eindruck, dass Deutschland wieder ins Zentrum Europas dränge.
Bundespräsident Gauck verteidigte die Regierungschefin und sagte, er sei von "ihrer hohen Rationalität" und ihrem Handlungswillen überzeugt. Der Kurs Merkels finde in vielen Nachbarländern Deutschlands Unterstützung. Mit Blick auf die deutsche Vergangenheit sagte Gauck, die Deutschen sollten auf der Grundlage von "Trauer und Scham", aber auch im Bewusstsein von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Freiheit ihren Nachbarn sagen: "Wir sind nicht mehr diese Mörder." Das Projekt Europa dürfe nicht aufgegeben werden.
Kritisch äußerte sich Gauck zu Forderungen nach einem Volksentscheid zur Europapolitik: "Das schaut dann so aus, als ob im Moment diejenigen, die sich intensiv und beruflich damit beschäftigen, nicht in der Lage sind, das Problem zu lösen."
dpa/est - Archivbild: Angelika Warmuth (epa)