Das Europaparlament will Verbraucher bei der Bankberatung besser schützen. Banken sollen gezwungen werden, die Provisionen, die sie für den Verkauf von Finanzprodukten bekommen, an den Kunden weiterzureichen. Das forderte der Wirtschaftsausschuss des EU-Parlaments am Mittwoch in Brüssel bei der Abstimmung zur Finanzmarktrichtlinie Mifid.
Falls die Banken dies nicht tun, sollen sie verpflichtet werden, den Kunden darüber zu informieren, welcher Berater bei Geschäftsabschluss eine Provision in welcher Höhe erhält. Ein generelles Verbot von Gebühren soll es aber nicht geben.
Auf diese Weise wollen die Abgeordneten erreichen, dass Bankberater allein zum Wohl des Kunden handeln. Die EU-Staaten sollen demnach für entsprechende Vorgaben sorgen. Das Parlament geht damit über den Vorschlag der EU-Kommission hinaus, die lediglich ein Provisionsverbot für unabhängige Bankberater festschreiben will.
Ob die Forderung umgesetzt wird, ist jedoch fraglich, da die Mitgliedsstaaten der Novelle der EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid noch zustimmen müssen. Die zuständigen Minister werden voraussichtlich bis Jahresende darüber beraten, vorher muss das Plenum des Parlaments noch abstimmen. Die Vorschläge dürften frühestens 2014 in Kraft treten. In der Finanzkrise hatten viele Kunden Verluste erlitten, weil ihnen riskante Finanzprodukte - wie zum Beispiel Lehman-Zertifikate - verkauft worden waren. Banken hatten ihre Berater dafür mit hohen Provisionen belohnt.
Das Mifid-Paket umfasst auch Pläne, um an der Börse riskante Spekulationen zu verhindern. Die EU will dafür den schnellen Computerhandel bei raschen Kursschwankungen stoppen lassen. Börsen und Handelsplattformen müssten dann Sicherungssysteme in ihre Software einbauen. Auch in diesem Punkt geht der Ausschuss des Parlaments über die Vorschläge der EU-Kommission hinaus. Die Parlamentarier fordern, dass auf europäischen Handelsplätzen künftig jede im Computerhandel platzierte Order eine halbe Sekunde gehalten werden muss. Auch an den Warenterminbörsen will die EU mit dem Mifid-Paket Preisspekulationen etwa bei Lebensmitteln bremsen.
dpa - Archivbild: afp