US-Präsident Barack Obama und Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu haben ihre Differenzen im Atomkonflikt mit dem Iran offen auf den Tisch gelegt. "Kein Staatsmann lässt sich die Hände binden", sagte Obama israelischen Medienberichten zufolge in einer Telefonkonferenz mit US-Rabbinern. Er habe aber immer klar gesagt, dass "wir den Iran daran hindern werden, Atomwaffen zu erlangen", fügte Obama hinzu.
Netanjahu betonte am Sonntag in der "Jerusalem Post" hingegen erneut, dem Iran müsse klar gesagt werden, was ein militärisches Eingreifen auslösen würde.
In Interviews von US-Fernsehsendern bekräftigte er seine Forderung. "Man muss für sie diese rote Linie jetzt ziehen, bevor es zu spät ist", sagte er in der Sendung "Meet The Press". Der Iran sei nur sechs bis sieben Monate davon entfernt, 90 Prozent der Kapazitäten für den Bau von Kernwaffen zu haben. US-Verteidigungsminister Leon Panetta tat solche "kleinen roten Linien" in dem Magazin "Foreign Policy" jedoch als weltfremd ab.
Netanjahu sieht in einer Grenzziehung im Konflikt um das vermutete iranische Atombombenprogramm gerade die Chance, einen militärischen Konflikt zu vermeiden: "Ich denke, klare rote Linien müssen gezogen werden, damit dem Iran die Folgen deutlich werden, wenn er diese überschreitet." Sanktionen und diplomatischer Druck hätten sich bisher als wirkungslos erwiesen.
Obama äußerte jedoch die Hoffnung auf den Erfolg nicht-militärischer Maßnahmen. Israel stehe natürlich das Recht auf Selbstverteidigung zu. Ein Militärschlag könne durchaus irgendwann nötig werden, sagte er am Samstag. "Aber nicht, bevor wir nicht alle anderen Möglichkeiten genutzt haben." Für Diplomatie bleibe noch Zeit. Teheran solle sich aber keinen Illusionen über die Entschlossenheit Amerikas hingeben
dpa/sh - Bild: Allison Shelley (afp)