Beim Angriff aufgebrachter Demonstranten auf die US-Botschaft in Tunis sind mindestens drei Menschen ums Leben gekommen. Nach Berichten der tunesischen Nachrichtenagentur TAP wurden bei den Protesten gegen ein amerikanisches Video über den Propheten Mohammed zudem 28 Menschen verletzt. Über dem Gebäude stieg am Freitag eine dichte schwarze Rauchwolke auf.
Sicherheitskräfte versuchten nach Augenzeugenberichten, die Menge mit Tränengas und Warnschüssen zurückzuhalten. Die Menschen riefen "Allahu Akhbar" (Gott ist groß).
Die Demonstranten warfen mit Steinen. Einer Gruppe gelang es zeitweise, den Sicherheitsring um die Botschaft zu durchbrechen. Sie zündeten ein Auto an und ersetzten eine US-Fahne durch schwarze Fahnen des Dschihad, des sogenannten Heiligen Kriegs gegen Ungläubige.
Im Umkreis des Gebäudes im Norden der tunesischen Hauptstadt waren zahlreiche Polizisten sowie die paramilitärische Nationalgarde im Einsatz. Ein Hubschrauber überflog das Gebiet. Auch auf dem Gelände einer amerikanischen Schule in der Nähe der Botschaft wurde Feuer gelegt, wie tunesische Medien berichteten.
Bereits am Mittwoch war es in Tunis vor der US-Botschaft zu Auseinandersetzungen gekommen.
Ägypten in Aufruhr
Zehntausende wütende Muslime haben am Freitag in Ägypten gegen den Film protestiert, in dem der Prophet Mohammed verunglimpft wird. Vor der US-Botschaft in Kairo versammelten sich Randalierer, die Steine auf die Polizei warfen. Laut Augenzeugen warfen die Polizeibeamten die Steine zurück und vertrieben die Protestierenden mit Tränengas.
Ministerpräsident Hischam Kandil sagte, am Freitag seien 100 "Angreifer" festgenommen worden. Diese würden derzeit verhört. Man wolle herauszufinden, "wer hinter ihnen steht", zitierte das ägyptische Nachrichtenportal "Youm7" den Regierungschef.
In der Stadt Al-Arisch im Norden der Sinai-Halbinsel formierten sich nach dem Freitagsgebet drei verschiedene Demonstrationszüge. In einem von ihnen marschierten schwarz gekleidete Männer mit. Sie riefen: "Obama, du Feigling, die Armee von Osama bin Laden ist überall." Das berichtete ein dpa-Reporter vor Ort.
Ohne Zwischenfälle verliefen die von den Muslimbrüdern organisierten Proteste vor den Moscheen des Landes. Dabei waren Slogans wie "Wir opfern uns alle für dich, oh Prophet". Einige Demonstranten forderten die Ausweisung der US-Botschafterin, weil der im Internet veröffentlichte Film in den USA produziert worden war.
Der ägyptische Präsident Mohammed Mursi hatte zuvor erklärt, es sei zwar legitim, gegen den Mohammed-Film zu protestieren. Dabei dürfe man jedoch keine Gewalt anwenden.
dpa/wb - Bild: Fethi Belaid (afp)