Drei Tage nach Veröffentlichung eines Mohammed-Films eskaliert am Tag der Freitagsgebete der Zorn in der islamischen Welt. Allen Appellen um Mäßigung zum Trotz warfen Demonstranten in der Umgebung der US-Botschaft in Kairo mit Steinen auf Polizisten. Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein.
Für den Nachmittag rief die in der Regierung vertretene Muslimbruderschaft zu einer Großdemonstration auf. In Saudi-Arabien, wo Demonstrationen verboten sind, wurde über den Kurznachrichtendienst Twitter zu Protesten vor den US-Vertretungen in Riad und Dschidda aufgerufen.
Der ägyptische Präsident Mohammed Mursi erklärte Proteste gegen den am Dienstag bei Youtube veröffentlichten Film für legitim. Diese müssten aber friedlich bleiben. Das Video hat in den vergangenen Tagen gewaltsame anti-amerikanische Proteste in der islamischen Welt mit bislang acht Toten ausgelöst, auch der US-Botschafter in Libyen wurde getötet. In Kairo wurden seit Dienstagabend 40 Demonstranten festgenommen.
Arabische Christen fürchten eine Welle von Gewalt und Diskriminierung. Der irakische Erzbischof Louis Sako sagte am Freitag in Kirkuk: "Wir hoffen sehr, dass alle friedlich reagieren. Denn so gibt man denjenigen, die andere beleidigen, nicht die Möglichkeit, Konflikte zwischen den Religionsgruppen zu schüren." Laut US-Medien gibt es Hinweise darauf, dass ein koptischer Christ an der Filmproduktion beteiligt war.
Die religiöse Führung des Irans verlangt von den USA, die Macher des Videos zu bestrafen. "Wenn amerikanische Politiker es ehrlich meinen mit ihrer Behauptung, nichts mit diesem Film zu tun zu haben, dann müssen sie diejenigen bestrafen, die für dieses schwere, abstoßende Verbrechen verantwortlich sind", forderte Ajatollah Ali Chamenei nach Berichten staatlicher Medien vom Freitag.
Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan kritisierte die gewaltsamen Angriffe auf US-Vertretungen. "Es handelt sich um eine ernste Provokation, eine schlimme Aufwiegelung", zitierten türkische Medien den Regierungschef. "Aber die Beleidigung der Religion kann keine Rechtfertigung für Angriffe auf Menschen sein."
dpa/est - BIld: Khaled Desouki (afp)