In der arabischen Welt dauern die anti-amerikanischen Proteste wegen eines Schmähvideos über den Propheten Mohammed an. In Kairo protestierten noch am frühen Morgen aufgebrachte Muslime in dem Bezirk um die US-Botschaft. Den Tag über waren dort bei Straßenschlachten mehr als 220 Menschen verletzt worden.
In der jemenitischen Hauptstadt Sanaa wurden vier Demonstranten beim Sturm auf die US-Botschaft getötet und 31 weitere verletzt. Auch in Tunesien, dem Gazastreifen und im Iran gingen erboste Muslime auf die Straßen. Demonstrationen gab es auch in Afghanistan und Pakistan.
Die Proteste dürften nach den Freitagsgebeten einen neue Höhepunkt erreichen. In Kairo haben Islamisten eine Großkundgebung angekündigt. Sie fordern eine offizielle Entschuldigung Washingtons, da das Schmähvideo in den USA produziert wurde.
Angesichts der Proteste wurden die Sicherheitsvorkehrungen an den US-Botschaften weltweit verschärft. Die USA schickten nach Medienberichten neben einer Einheit von Elitesoldaten auch zwei Kriegsschiffe vor die Küste Libyens.
Ban mahnt Zurückhaltung an
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat sich "tief besorgt" über die gewaltsamen Proteste in Libyen und weiteren arabischen Ländern gegen ein islamfeindliches Schmähvideo gezeigt. Nichts rechtfertige solche Tötungen und Angriffe, erklärte Ban nach Angaben seines Sprechers am Donnerstagabend in New York. Zugleich verurteilte der UN-Chef den "hasserfüllten Film, der offensichtlich ganz bewusst angefertigt wurde, um Fanatismus und Blutvergießen zu säen." Er rief zu Ruhe und Zurückhaltung auf. Angesichts zunehmender Spannungen brauche es Dialog, gegenseitigen Respekt und Verständnis, so Ban.
Nach den schweren Ausschreitungen vor der US-Botschaft in Sanaa telefonierte US-Präsident Barack Obama am Donnerstagabend mit dem jemenitischen Präsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi. Beide hätten bekräftigt, dass zusätzlicher Schutz für das amerikanische Botschaftspersonal notwendig sei, teilte das Weiße Haus mit. Hadi habe Obama versichert, alles, was möglich sei zu tun, um Amerikaner im Jemen zu beschützen.
Nach dem tödlichen Angriff auf das US-Konsulat im libyschen Bengasi, bei dem in der Nacht zum Mittwoch der US-Botschafter Chris Stevens und drei weitere Amerikaner getötet worden waren, nahmen Ermittler mehrere Verdächtige fest. Zur Identität und Zahl der mutmaßlichen Angreifer machte der stellvertretende Innenminister Wanis al-Scharif keine Angaben.
dpa/est - Bild: Khaled Desouki (afp)