Moskau blickt nach Osten: Kremlchef Wladimir Putin hat für Russland eine starke Führungsrolle im aufstrebenden asiatisch-pazifischen Raum beansprucht. Die Energiegroßmacht strebe in der boomenden Region deutlich mehr Einfluss an, sagte Putin am Freitag bei einem Treffen des Wirtschaftsforums Apec auf einer Insel vor der russischen Pazifikstadt Wladiwostok. Vize-Regierungschef Igor Schuwalow sagte: "Die Apec kann in spätestens zehn Jahren die EU als Russlands größten Handelspartner ablösen."
Im Entwurf einer Abschlusserklärung bringen die 21 Apec-Mitglieder ihre Sorge über die Eurokrise zum Ausdruck, die auch eine Wachstumsbremse sei für den asiatisch-pazifischen Raum. "Die Apec-Mitglieder müssen enger zusammenarbeiten, um ihre Märkte vor den Folgen der Eurokrise zu schützen", betonte Putin. Die Störung der Weltwirtschaft sei längst nicht überwunden. Der Kremlchef erwartet an diesem Samstag rund 20 Präsidenten wie den chinesischen Staatschef Hu Jintao und weitere Spitzenpolitiker wie US-Außenministerin Hillary Clinton zu Gesprächen. Im Mittelpunkt stehen dabei der Freihandel, die Energiepolitik und der Syrienkrieg.
"Als einer der führenden und verlässlichen Energielieferanten der Welt kann Russland eine Schlüsselrolle spielen", sagte Putin. Die Region mit rund 40 Prozent der Weltbevölkerung verzeichne seit 20 Jahren stetes Wachstum. "Davon wollen wir künftig mehr profitieren." Als Beispiel nannte Putin den Export russischer Technik zum Bau von Atomkraftwerken etwa in China. Russland sieht den asiatisch- pazifischen Raum als Wiege einer neuen Weltordnung, in der es neben China ganz vorne mitspielen will.
Putins Sprecher Dmitri Peskow sagte am Rande der Konferenz, der Kremlchef verfolge den laufenden US-Wahlkampf mit großem Interesse. Der Präsident appelliere an alle Seiten, die mitunter schwierigen bilateralen Beziehungen nicht zum Thema von Konfrontationen werden zu lassen. In einem geplanten Vier-Augen-Gespräch würden Putin und Hillary Clinton wahrscheinlich auch über Syrien sprechen, hieß es.
Die Konferenz auf der Insel Russki, die etwa so groß ist wie Sylt, findet unter extremen Sicherheitsvorkehrungen statt. So setzt der Kreml etwa 10.000 Polizisten und Soldaten ein. Mit Kosten von 16,5 Milliarden Euro ist das Treffen der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftskooperation Apec teurer als die Olympischen Spiele in London. Mit deutscher Hilfe wurde eigens für das Treffen eine gigantische Brücke zur Pazifikinsel gebaut und auf dem kargen Eiland ein völlig neues Kongresszentrum aus dem Boden gestampft.
dpa/ma - Bild: Alexander Nemenov (afp)