Drei Wochen nach den schweren Ausschreitungen in der Marikana-Platinmine hat die südafrikanische Justiz am Donnerstag 102 noch inhaftierte Minenarbeiter auf freien Fuß gesetzt.
Rund 160 Bergleute waren bereits am Montag gegen Kaution aus dem Gefängnis entlassen worden. Die Arbeiter waren beschuldigt worden, für den Tod von 34 Kollegen während eines wilden Streiks in der Lonmin-Mine westlich von Pretoria verantwortlich zu sein. Die Opfer waren bei Ausschreitungen von der Polizei getötet worden.
Die Ordnungskräfte hatten angegeben, sich während der Ausschreitungen am 16. August in Notwehr gegen die bewaffnete Menge verteidigt zu haben. Daraus leitete die Justiz den Vorwurf ab, die Demonstranten seien für die Eskalation der Gewalt verantwortlich. Dies führte im ganzen Land zu einem Aufschrei.
Schließlich lenkte die Staatsanwaltschaft ein und stimmte einer Freilassung der Kumpel zu. Einige Arbeiter konnten am Donnerstag allerdings noch nicht entlassen werden, weil ihre Adresse unklar war. Gegen alle Kumpel liegen jedoch weitere Anklagen vor, wie etwa öffentliche Gewalt und illegaler Besitz von Feuerwaffen. Sie müssen deshalb Anfang des nächsten Jahres vor Gericht erscheinen.
Ziel: Normalität
Die Minenbetreiber und einige der streikenden Bergarbeiter haben inzwischen eine Friedenspflicht ausgehandelt, wie das britisch-südafrikanische Unternehmen Lonmin am Donnerstag mitteilte. Der Vertrag sieht vor, dass die Mine wieder normal funktionieren muss, bevor Gehaltsverhandlungen aufgenommen werden. "Ziel des Deals ist es, dass in Marikana wieder Normalität einkehrt", sagte Lesiba Seshoka, ein Sprecher der nationalen Bergarbeitergewerkschaft NUM. Zahlreiche militante Kumpel, die eine drastische Lohnerhöhung fordern, drohten weiterhin, ihre Kollegen notfalls mit Gewalt von der Arbeit abzuhalten.
Die Produktion liegt wegen des Streiks seit Wochen still. Bei tagelangen Ausschreitungen waren im vergangenen Monat in der Mine insgesamt 44 Menschen ums Leben gekommen. Die Zusammenstöße gelten als die schlimmste Gewaltwelle dieser Art seit dem Ende des Apartheid-Regimes 1994. Die Unruhen haben sich mittlerweile auch auf andere Minen ausgeweitet, darunter auch Goldbergwerke. Die Angestellten dort fordern ebenfalls höhere Löhne.
dpa