Die USA sollen unter dem damaligen US-Präsidenten George W. Bush Gegner von Muammar al-Gaddafi gefoltert und an den libyschen Diktator ausgeliefert haben.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch erklärte am Donnerstag in New York weiter, dass als Foltermethode auch das berüchtigte "Waterboarding", ein simuliertes Ertrinken, angewendet worden sei. Das gehe aus der Befragung von früheren Gefangenen und Dokumenten des britischen und des amerikanischen Geheimdienstes hervor.
Bush war von 2001 bis 2009 US-Präsident. Vor einem Jahr hatten die USA unter der Regierung von Bushs Nachfolger Barack Obama beim Sturz Gaddafis geholfen. Einige der Folteropfer würden heute hohe Positionen unter der neuen Regierung in Libyen bekleiden, hieß es.
"Gaddafi wurden seine Gegner nicht nur von den USA auf dem Silbertablett serviert, allem Anschein nach hat die CIA viele auch als erste gefoltert", sagte HRW-Terrorismusexpertin Laura Pitter. "Das tatsächliche Ausmaß der Misshandlungen durch die Bush-Regierung ist offenbar weit größer, als bisher eingeräumt wurde."
Chef der libyschen Nationalgarde
Die Menschenrechtler stützen ihre Vorwürfe auf Interviews mit 14 Libyern, die einer islamistischen Gruppe angehört hätten. Sie behaupten, illegal an Gaddafi ausgeliefert worden zu sein. Einige seien zuvor dem "Waterboarding" unterzogen worden, einige sollen über Wochen oder Monate angekettet und nackt in dunklen, fensterlosen Zellen gehalten worden sein. Der 154-seitige Bericht schildert Misshandlungen und Demütigungen.
Human Rights Watch zitiert zum Beispiel die Aussage von Chalid al-Sharif. Der Libyer behauptet, er sei drei Monate lang "intensiv verhört" worden: "Jeden Tag war eine andere Foltermethode dran." Insgesamt sei er zwei Jahre in Haft gewesen. Nach Gaddafis Sturz sei er heute Chef der libyschen Nationalgarde - und damit für die Sicherheit der libyschen Gefängnisse verantwortlich.
dpa/okr - Illustrationsbild: Amnesty International UK/epa