Es ist ein schwerer Gang: Zahlreiche Hinterbliebene der Ermordeten und Überlebende des Attentates sind an jenen Ort gekommen, an dem vor genau 40 Jahren ein unvorstellbares Blutbad angerichtet wurde, das die Welt erschütterte.
Mit einer bewegenden Gedenkfeier, Kranzniederlegungen und Friedensgebeten ist am Mittwoch in Fürstenfeldbruck und München an den Terroranschlag vom 5. September 1972 bei den Olympischen Spielen erinnert worden.
Damals nahmen palästinensische Terroristen Mitglieder der israelischen Olympiamannschaft als Geiseln, um in deren Heimat Gefangene freizupressen. Der Versuch, die Geiseln auf dem Flugplatz Fürstenfeldbruck zu befreien, scheitert. Neun Israelis werden getötet. Zuvor hatten die Attentäter bereits zwei Sportler im Olympiadorf erschossen. Insgesamt gab es 17 Tote. Neben fünf Terroristen starb auch ein deutscher Polizist. Das Attentat veränderte die Sicherheitslage weltweit und führte zu strengen Vorkehrungen nicht nur bei allen großen Sportereignissen.
Der militärische Flugbetrieb in Fürstenfeldbruck ruht seit Jahren, doch noch immer steht der Tower, in dem die völlig überforderten Sicherheitskräfte damals den im Fiasko endenden Polizeieinsatz steuerten. Der Betonklotz, wenn auch inzwischen ohne Aussichtsturm, ist zu einer Art Mahnmal an das schreckliche Geschehen vor 40 Jahren geworden.
Bei der Gedenkfeier hängen Fotos der elf ermordeten Geiseln und des erschossenen Polizisten auf der Rednerbühne. Der Bundespräsident hat einen Blumenkranz geschickt, auch die Bundesregierung und der Staat Israel. Die Feier beginnt mit einem ökumenischen Gottesdienst, bei dem Gemeinderabbiner Arie Folger sowie Vertreter der katholischen und der evangelischen Kirche Gebete vortragen.
Der Chor der Münchner Synagoge singt ein Klagelied. Eine Kerze brennt für die Liturgie des Tages, nacheinander entzünden Angehörige der Terroropfer und des Polizisten sowie Israels Vizepremier Silvan Schalom unter wolkenverhangenem Himmel Kerzen zum Totengedenken - der wohl berührendste Moment der über zweistündigen Feier.
"Getroffen wurde die ganze demokratische Welt", sagte Ministerpräsident Horst Seehofer. Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland beklagte schwere Versäumnisse beim Umgang mit den Terroristen. "Die Sicherheitsbehörden damals zeigten einen desaströsen Dilettantismus, wie wir ihn uns niemals hätten vorstellen können", sagte Dieter Graumann bei der Gedenkfeier. Die Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees, die Spiele nach kurzer Unterbrechung fortzusetzen, nannte er kalt.
Graumanns Vorgängerin an der Spitze des Zentralrats und heutige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde für München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, sagte: "Der Mensch war, ist und bleibt zu Unmenschlichkeit imstande." Es sei kein Attentat auf Israel oder die Juden gewesen. "Es war ein Anschlag auf alle." Der Fürstenfeldbrucker Landrat Thomas Karmasin nannte die Gedenkfeier einen historischen Moment. "Es ist unser Versprechen, die Erinnerung auch künftig wachzuhalten." Die Feierlichkeiten hatten zuvor mit einer Kranzniederlegung im Olympischen Dorf begonnen.
dpa - Bild: Günter Schiffmann (afp)