Beide Seiten seien sich einig, dass Syriens Präsident Baschar al-Assad keine Zukunft habe und jegliche Legitimität verloren habe, hieß es. Mit Blick auf humanitäre Fragen wollen Merkel und Hollande den UN-Sicherheitsrat zu einem Beschluss zu Syrien drängen. Nach Angaben von EU und Vereinten Nationen benötigen mindestens 2,5 Millionen Syrer dringend humanitäre Hilfe.
Hollande sagte noch vor dem Treffen mit Merkel, Assad könne nicht an der Regierung bleiben, denn er bringe sein Volk in Gefahr. Man arbeite an einer Übergangslösung. Auf Initiative Frankreichs werde Ende August der UN-Sicherheitsrat einberufen, um über humanitäre Hilfen zu beraten.
Syrische Armee rekrutiert Zivilisten in umkämpften Vierteln
Im Kampf gegen die Revolutionsbrigaden setzt die syrische Armee zunehmend auf die Unterstützung bewaffneter Zivilisten. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana berichtete am Freitag von Gefechten in der Stadt Aleppo, bei denen die Bewohner der jeweiligen Viertel mit den regulären Truppen «kooperiert» hätten. In den vergangenen Wochen zirkulierten in Aleppo und Damaskus Berichte, wonach die politische Führung Angehörigen von Minderheiten wie Christen und Drusen Waffen angeboten haben soll. In etlichen Fällen habe sie eine Absage erhalten.
In Syrien zählten die Regimegegner in ihren Reihen bis zum Freitagmittag Mittag 34 Tote, darunter etliche Zivilisten. Heftige Kämpfe wurden unter anderem aus der Stadt Homs gemeldet, die von den Regimetruppen mit Mörsergranaten beschossen worden sein soll. Am Donnerstag waren nach Berichten von Aktivisten rund 220 Menschen ums Leben gekommen. 140 von ihnen seien Zivilisten, hieß es.
Lage der Flüchtlinge verschärft
Unterdessen verschärft sich die Lage der Menschen, die vor den Kämpfen in der Provinz Aleppo fliehen. Ein syrischer Aktivist am Grenzübergang Bab al-Salama sagte am Freitag, an der Grenze und in dem benachbarten Dorf Al-Salama säßen derzeit rund 8000 Menschen fest. Sie warteten auf die Einreise in die Türkei. Aus der Türkei seien zwar Lebensmittel für die Vertriebenen gebracht worden. Diese seien jedoch bei weitem nicht ausreichend. Es fehle vor allem an Milch für Kleinkinder. Türkische Medien meldeten, binnen 24 Stunden seien 3500 neue syrische Flüchtlinge ins Land gekommen.
Die lokalen Behörden in der irakischen Grenzprovinz Anbar haben die Regierung in Bagdad aufgefordert, die Grenze für Vertriebene aus Syrien zu öffnen. Die Zentralregierung, die von religiösen Schiiten-Parteien dominiert wird, sympathisiert jedoch nicht mit den Aufständischen in Syrien. Sie hatten den Grenzübergang Al-Kaim diese Woche mit einem Beton-Wall verbarrikadiert.
In der libanesischen Stadt Tripolis, wo sich Anhänger und Gegner des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad seit vergangenem Montag immer wieder Gefechte liefern, wurde in der Nacht ein sunnitischer Scheich getötet. Damit stieg die Zahl der Toten seit Montag nach Angaben aus Sicherheitskreisen auf insgesamt 13. Am Freitag herrschte gespannte Ruhe an der Straße, die das Viertel der Kontrahenten trennt.
Krieg auf Kosten der Zivilisten
Der Krieg in Syrien wird nach Einschätzung von Amnesty International (AI) zunehmend auf dem Rücken von Zivilisten ausgetragen. Das Rote Kreuz fordert daher Kampfpausen zur Versorgung der notleidenden Bevölkerung. Nach Angaben von EU und Vereinten Nationen benötigen mindestens 2,5 Millionen Syrer dringend humanitäre Hilfe, knapp 1,2 Millionen gelten als Vertriebene im eigenen Land.
Die Zahl der Toten wurde am Donnerstag mit rund 24.500 angegeben. Seit Beginn der Unruhen im März 2011 seien mindestens 17.281 Zivilisten getötet worden, berichtete die oppositionelle Organisation Syrischer Menschenrechts-Beobachter in London. Dazu kämen 6163 gefallene syrische Soldaten und 1051 getötete Rebellen.
UN-Syrienvermittler Brahimi zu Gesprächen in New York
Der neue UN-Syrienvermittler Lakhdar Brahimi wird heute (Freitag) zu Gesprächen am Hauptsitz der Vereinten Nationen in New York erwartet. Brahimi will sich unter anderem am Nachmittag mit Generalsekretär Ban Ki Moon treffen. Wie lange Brahimi bleibt und wie sein Terminplan genau aussieht war zunächst nicht klar.
Brahimi war in der vergangenen Woche zum Nachfolger von Kofi Annan berufen worden. Der ehemalige UN-Generalsekretär hatte sein Amt aus Enttäuschung über mangelnde Unterstützung durch den Weltsicherheitsrat sowie die Konfliktparteien in Syrien aufgegeben.
dpa/est - Bild: Guido Bergmann (afp)