Nach einer Stagnation in den ersten drei Monaten 2012 sackte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den 17 Ländern mit der Gemeinschaftswährung um 0,2 Prozent ab. Das teilte die europäische Statistikbehörde Eurostat am Dienstag in Luxemburg in einer ersten Schätzung mit. Experten hatten dies erwartet.
Damit steckt die Eurozone in einer Rezession fest. Davon spricht man, wenn die Wirtschaftsleistung zwei Quartale nacheinander entweder unverändert bleibt oder abnimmt.
Auch im Schlussquartal 2011 hatte es mit 0,3 Prozent bereits ein Minus im Vergleich zu den drei Monaten davor gegeben - den ersten Rückschlag seit 2009. Zu Beginn des Jahres unmittelbar nach der Finanzkrise hatte das Wirtschaftswachstum mit 2,6 Prozent Abnahme zum Vorquartal einen Negativrekord der jüngeren Geschichte erreicht.
In der Europäischen Union als Ganzes mit ihren 27 Mitgliedsstaaten sank das BIP von April bis Juni ebenfalls um 0,2 Prozent. Großbritannien, das nicht zum Euro-Club gehört, verzeichnete ein Abflauen der Wirtschaftsleistung um 0,7 Prozent. Die EU-Kommission zeigte sich nicht überrascht: "Eine Rezession ist nie eine gute Nachricht, aber es entspricht dem, was wir erwartet haben", sagte ein Sprecher in Brüssel.
Böse Überraschung
In Deutschland verlangsamte sich das Wachstum auf 0,3 Prozent. Im ersten Quartal waren es noch 0,5 Prozent gewesen. Frankreich stagnierte wie schon im Vorquartal. Im Krisenland Spanien nahm die Wirtschaftsleistung um 0,4 Prozent ab, Italiens BIP verschlechterte sich sogar um 0,7 Prozent.
Eine böse Überraschung kam aus Portugal: Mit 1,2 Prozent fiel das Minus bei dem mit Blick auf sein Reformprogramm gern als "Musterschüler" titulierten Euro-Sorgenkind am höchsten in der Eurozone aus. Experten reagierten alarmiert. "In nur zwei Jahren hat die Krise den internen Konsum um 13 Jahre auf das Niveau von 1999 zurückgeworfen", sagte Wirtschaftswissenschaftler Ricardo Cabral von der Universität Madeira der Nachrichtenagentur Lusa. Die liberal-konservative Regierung Portugals und die internationalen Geldgeber rechnen für das Gesamtjahr mit einem Rückgang von 3,0 Prozent.
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