Washington und Ankara haben vor einer dramatischen Verschärfung der humanitären Krise in Syrien gewarnt. Die Gewalt des syrischen Regimes scheine keine Grenzen zu kennen, sagte US-Außenministerin Hillary Clinton am Samstag in Istanbul bei einer Pressekonferenz mit ihrem türkischen Amtskollegen Ahmet Davutoglu.
Zusammen mit der Türkei sollten Anstrengungen für ein Ende des Blutvergießens verstärkt und die Weichen für die Ära nach Präsident Baschar al-Assad gestellt werden.
"Niemand kann sagen, wann das Regime fallen wird, aber der Tag wird kommen", sagte Clinton. Der syrischen Opposition müsse dann geholfen werden, die Institutionen des Staates zu schützen und eine demokratische und pluralistische Regierung aufzubauen. Zudem müssten Lager für chemische Waffen bei einem Sturz des Regimes geschützt werden, betonten Clinton und Davutoglu.
"Wir müssen sicherstellen, dass der Übergang möglichst ungestört passiert und es keinen Raum für ethnische Konflikte gibt", sagte der türkische Außenminister. "Solange der Krieg weitergeht, wird sich die humanitäre Lage verschärfen", warnte er. Bei dem Treffen mit Clinton sei auch über die schlimmsten denkbaren Szenarien gesprochen worden, bei denen es zu einem Massenansturm syrischer Flüchtlinge auf de türkischen Grenzen kommen könne. Nach Clintons Einschätzung sind inzwischen in Syrien etwa zwei Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen.
Clinton sprach in Istanbul mit syrischen Aktivisten, um Erfahrungen aus erster Hand zu erhalten. Sie traf aber keine bewaffneten Kämpfer. Flüchtlinge berichteten ihr über die Gewalttaten der Regierungstruppen. Diese würden dokumentiert, sagte Clinton. "Es wird keine Straflosigkeit geben, sobald es eine neue Regierung gibt", betonte die US-Außenministerin. Mit der Türkei seien nun sehr konkrete Planungen vereinbart worden, bei denen es um Details gehe. Daran seien auch die Geheimdienste beider Staaten und Armeevertreter beteiligt, sagte Clinton weiter.
Davutoglu sprach von einem Vorgehen, das "praktischer, pragmatischer und mehr auf den Punkt" gerichtet sei. Beide Staaten unterstützen die Rebellen, bestreiten aber Waffenlieferungen. Berichte über ein Ausbildungslager für Rebellen auf türkischem Boden sind bisher offiziell nicht bestätigt worden.
dpa - Bild: Saygin Serdardoglu (afp)