In London hagelt es Medaillen für das Team USA - und auf der anderen Seite des Atlantiks feiern die Amerikaner begeistert ihre Olympia-Stars.
Kurz vor Ende dieser Spiele winkt den USA vier Jahre nach der Peking-Schlappe gegen China wieder der Sieg in der Medaillenwertung.
Ob Leichtathletik, Schwimmen, Turnen, Basketball oder Beachvolleyball - in fast allen Disziplinen haben die US-Athleten Medaillen eingefahren und die TV-Zuschauer in der Heimat stolz gemacht. Obwohl die Übertragungen zeitversetzt sind, meldet der Sender NBC Rekordquoten. «Team USA - ihr rockt Olympia», jubelte ein Fan über den Kurznachrichtendienst Twitter.
Der Zoo in Washington benannte sogar zwei Leopardenbabys nach den Sprinthelden: Carmelita und Justin nach Carmelita Jeter - Silbermedaillen-Gewinnerin im 100-Meter-Lauf der Frauen - und Justin Gatlin - Bronzemedaillen-Gewinner im 100-Meter-Lauf der Männer. «Wir haben die Leopardenbabys nach den schnellsten Amerikanern benannt, weil wir die großartigen US-Athleten feiern wollten», teilte der Zoo mit.
Obamas Purzelbaum
Der sportbegeisterte Präsident Barack Obama hat Olympia sowieso längst zur Chefsache erklärt. Zum Auftakt ließ er seine Frau Michelle nach London reisen. Begeistert feuerte die First Lady die Athleten an und stimmte sogar ihre Outfits mit den Farben der Uniformen des Teams USA ab. Zum Abschluss der Wettkämpfe entsendet Obama erneut eine Delegation nach London, diesmal angeführt von der amerikanischen UN-Botschafterin Susan Rice.
Und auch Obama selbst verfolgt die Spiele im Wahlkampf ganz genau. «Ich weiß natürlich, dass alle hier den Großteil der Woche damit verbracht haben, unsere unglaublichen Sportler in London zu unterstützen», sagte Obama in der vergangenen Woche auf einer Wahlkampfveranstaltung. «Ich muss zugeben, auf dem Flug hierher habe ich die meiste Zeit damit verbracht, ein Spiel unseres Frauenfußballteams anzusehen. Sie haben übrigens gewonnen, 4:3.»
Olympia gibt dem Präsidenten Aufwind. «Obama hüllt sich in den olympischen Ruhm», kommentierte die «New York Times». «Ein bisschen Angeberei mit den Namen berühmter Olympioniken schadet keinem Kandidaten, vor allem wenn man dann das Publikum mit 'U-S-A, U-S-A'-Rufen aufheizen kann.» Geschickt lobt Obama bei seinen Wahlkampfauftritten die Leistungen von Athleten aus der Region. Und gibt sich menschlich, wenn er seinen potenziellen Wählern gesteht, er selbst schaffe «vielleicht gerade mal einen Purzelbaum».
What about Mitt?
Dabei hätte es eigentlich sein republikanischer Herausforderer Mitt Romney sein müssen, der von Olympia profitiert. Romney wurde als Retter der Spiele in Salt Lake City 2002 international bekannt. Zur Eröffnung der Wettkämpfe reiste er nach London. Die Stute «Rafalca» seiner Frau Ann nahm sogar am Dressur-Wettbewerb teil. Aber Olympia wurde für Romney zum Desaster: In einem Interview während seines London-Besuchs zweifelte er öffentlich an der Olympia-Organisation der Briten und wurde für diesen Faux-Pas in den USA heftig belächelt.
Die Olympia-Euphorie kennt unterdessen keine Grenzen mehr in den USA. Sogar auf die US-Raumfahrtbehörde Nasa hat das Fieber übergegriffen. Nachdem der Rover «Curiosity» am vergangenen Montag auf dem Mars gelandet war, ließen sich die Wissenschaftler auf einer Pressekonferenz ausgiebig bejubeln. «Es kommt mir vor, als wären wir bei den Olympischen Spielen», kommentierte der Direktor des Nasa-Kontrollzentrums, Charles Elachi. «Und dieses Team hat gerade Gold gewonnen.»
dpa - Bild: Carl Court (afp)