Im Kampf gegen Aids bleiben nach Ansicht von Experten zu viele vermeidbare Probleme ungelöst. So schützen sich amerikanische Jugendliche einer am Dienstag veröffentlichten Studie des US-Zentrums für Infektionskontrolle (CDC) trotz jahrzehntelanger Aufklärungskampagnen nicht ausreichend gegen Aids.
Vier von zehn US-Schülern benutzten dem Bericht zufolge 2011 kein Kondom beim Sex, teilten Wissenschaftler des CDC am Dienstag bei einer Pressekonferenz während der Welt-Aids-Konferenz in Washington mit. 2003 hatten noch 63 Prozent Kondome benutzt. "Außerdem sagen weniger Jugendliche, dass sie Aids als schwerwiegendes Gesundheitsproblem sehen", erklärte Kevin Fenton vom CDC.
Jedes Jahr infizieren sich in den USA etwa 50.000 Menschen mit HIV, etwa vier von zehn davon sind jünger als 30 Jahre. Auch in Afrika schützten sich längst nicht so viele Menschen mit Kondomen, wie es für eine wirkungsvolle HIV-Prävention wünschenswert sei, sagte Oliver Moldenhauer von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen. Gemeinsam mit dem HIV/Aids-Programm der Vereinten Nationen (UNAIDS) hat die Hilfsorganisation den Fortschritt von 23 Ländern im Kampf gegen Aids untersucht.
Verbot, HIV-Medikamente zu verabreichen
Ergebnis: Immer noch erlaubten beispielsweise nur 11 der 18 untersuchten Länder in Afrika südlich der Sahara Krankenschwestern, einem Patienten HIV-Medikamente zu verabreichen. Das sei aber notwendig, sagten die Autoren des am Dienstag veröffentlichten Berichts, weil vor allem in ländlichen Gebieten nicht überall Ärzte zur Verfügung stehen.
Auch auf anderen Gebieten bestehe in vielen Ländern deutlicher Nachholbedarf. So erlaubten nur acht der untersuchten Länder, dass HIV-Infizierte, die zuverlässig Medikamente einnehmen, gleich eine Dosis für zwei oder drei Monate abholen können. In vielen Ländern sei der Weg zu einer Abholstelle aber zu beschwerlich, um ihn jeden Monat machen zu können.
Ärzte ohne Grenzen kritisierte außerdem, dass Deutschland vergleichsweise wenig finanzielle Beiträge im Kampf gegen Aids leiste. Nach einem Bericht der Kaiser Family Foundation, eines gemeinnützigen US-Unternehmens, zahlt Deutschland 85 Dollar (etwa 70 Euro) pro einer Million Dollar des Bruttoinlandsprodukts für internationale HIV-Bekämpfung.
In den USA sind es 299 Dollar (etwa 250 Euro), in Großbritannien mehr als 400 Dollar (rund 330 Euro).
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