Das Misstrauen der Anleger gegenüber dem Euro nimmt nicht ab: Am Freitag konnte sich die Gemeinschaftswährung kaum von ihrem Zweijahrestief erholen. Am Vortag war der Kurs erstmals seit Juli 2010 unter die Marke von 1,22 US-Dollar gefallen. Nachdem die Ratingagentur Moody's in der Nacht zum Freitag Italien abgestraft hat, rechnen Experten nicht mit einem Ende des Abwärtstrends.
Dass der Euro trotz des gestiegenen Misstrauens gegenüber dem Währungsraums zum Wochenschluss leicht zulegen konnte, begründeten Händler mit Konjunkturdaten aus China, die besser als am Markt erwartet ausgefallen seien. Dennoch bleiben die Aussichten trüb: Neben den schlechten Nachrichten aus der Eurozone belaste auch die Abkühlung der Weltkonjunktur zunehmend, sagte Harwig Wild, Experte vom Bankhaus Metzler. "Eine fundamentale Begründung für einen steigenden Euro sucht man derzeit vergeblich."
Exporteuren im Euroraum käme ein schwächerer Eurokurs zwar entgegen, da die Produkte dadurch günstiger im Ausland angeboten werden können. Solange sich die globalen Wirtschaftsaussichten jedoch weiter eintrüben, dürfte das ein schwacher Trost sein.
Bemerkbar macht sich ein schwächerer Euro auch auf dem Ölmarkt: Da auf dem Ölmarkt in US-Dollar gehandelt wird, muss in Euro mehr für ein Barrel Rohöl bezahlt werden. Das kann auf längere Sicht auch Folgen für die Verbraucher haben: Denn wenn der Ölpreis steigt, verteuern sich auch andere Produkte wie Benzin und Heizöl.
Einen weiteren Tiefschlag kassierten die Euro-Retter von der Ratingagentur Moody's, die trotz intensivierter Reformbemühungen abermals den Daumen über Italien senkte. Mit Verweis auf die schwache Binnenkonjunktur, fiskalische Risiken und Ansteckungsgefahren aus Griechenland und Spanien reduzierte die Agentur die Bonität um zwei Noten auf "Baa2". Das ist nur zwei Noten über "Ramschniveau", mit dem Ratingagenturen spekulative Anlagen kennzeichnen. Bei Moody's rangiert Italien mittlerweile auf einer Stufe mit Ländern wie Brasilien, Bulgarien oder Kasachstan.
Dennoch konnte die drittgrößte Euro-Volkswirtschaft am Freitag problemlos Anleihen am Markt platzieren und so frisches Geld bei Anlegern besorgen. Gegenüber den letzten Auktionen gingen die Zinsen sogar zurück.
dpa/cd - Archivbild: Philippe Huguen (afp)