Was haben die Banken nicht alles versprochen: Transparenz, keine Parallelwelt mehr, ein Ende der Zockerei.
Doch längst dominieren wieder Skandale die Schlagzeilen. Ex-BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky gesteht vor Gericht, 44 Millionen Dollar Bestechungsgeld von Formel-1-Chef Bernie Ecclestone angenommen zu haben.
Großbanken sollen jahrelang Marktzinsen manipuliert haben, Barclays-Chef Bob Diamond tritt deshalb zurück. Für die Rolle von Investmentbanker Dirk Notheis beim EnBW-Deal des Landes Baden-Württemberg interessiert sich inzwischen auch die Staatsanwaltschaft. Und mit «Bermuda-Produkten» der Credit Suisse sollen tausende deutsche Kunden Steuern hinterzogen haben. Mühsam wieder erarbeitetes Vertrauen bröckelt.
Die wahren Herrscher
Wer schon immer glaubte, Banker seien die wahren Herrscher, könnte sich durch Morgan-Stanley-Mann Notheis bestätigt sehen. Gemeinsam mit seinem Freund Stefan Mappus, seinerzeit Ministerpräsident in Stuttgart, zog Notheis ein Geschäft durch, das heute vor allem Fragen aufwirft: 4,7 Milliarden Euro zahlte das Land Baden-Württemberg in einer Hauruck-Aktion Ende 2010 für den Rückkauf von 45 Prozent des Energieversorgers EnBW.
Wenige Tage nach seinem Amtsantritt als Deutsche-Bank-Chef hatte es der Investmentbanker Anshu Jain der Branche im Juni noch einmal ins Stammbuch geschrieben: «Wir müssen unseren Vertrag mit der Gesellschaft erneuern. (...) Einfach gesagt: Die Banken sind in Ungnade gefallen.» Es sei verständlich, dass die Menschen den Banken mit Misstrauen begegneten. «Wir müssen ihr Vertrauen zurückgewinnen.»
Es bleibt ein weiter Weg, wie Bankenprofessor Hans-Peter Burghof, meint: «Wir haben nach wie vor ein Bankensystem, das sehr stark von Kapitalmarktanreizen getrieben ist. Das heißt: Schnelle Gewinne und Risiko auf Teufel komm raus.» Der Ökonom Dirk Schiereck ist nach der Dauerkrise der vergangenen fünf Jahre überzeugt: «Die Einsicht in vielen Häusern ist grundsätzlich da.» Allerdings seien viele Banken «dringend darauf angewiesen, Geld zu verdienen, um zu überleben. Da ist die Moral sicher nicht das, was ganz oben steht», sagt Schiereck.
Exzesse und Entschädigungen
In den USA ist das Ansehen der Geldhäuser auf einem Tiefpunkt angelangt: Dort hatten die weltweiten Schockwellen ihr Zentrum, vor allem nach der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers im September 2008, dort vertrieben Kreditinstitute tausende Hausbesitzer unrechtmäßig aus ihren Eigenheimen und an der Wall Street waren die Gehaltsexzesse besonders groß.
Regulierer, Politiker und Staatsanwälte gehen mit der Finanzelite in den USA allerdings auch besonders hart ins Gericht: Wegen der illegalen Hauspfändungen müssen Banken milliardenschwere Entschädigungen leisten, neue Finanzmarktvorschriften aus dem «Dodd-Frank Act» unterbinden allzu windige Geschäfte und immer wieder werden Bankbosse vor Kongressausschüsse zitiert. Jüngst musste sogar der mächtigste Banker des Landes in Washington erscheinen: Jamie Dimon von JPMorgan Chase. Einige seiner Leute hatten mindestens zwei Milliarden Dollar verzockt. Es rollten Köpfe und die Verantwortlichen sollen nun Millionenboni zurückzahlen.
Strafrechtlich ist es jedoch auch in den USA schwer, Banker zu belangen. So läuft Lehman-Chef Richard Fuld bis heute frei herum. Der ranghöchste Banker, der wegen Verfehlungen aus der Finanzkrise bluten musste, war Angelo Mozilo. Die Börsenaufsicht SEC hatte dem früheren Chef des einst größten US-Immobilienfinanzierers Countrywide eine Strafe von 67,5 Millionen Dollar aufgebrummt, weil er seinen Aktionären die katastrophale Lage der Firma verheimlicht hatte.
dpa - Bild: Andy Rain (afp)