Der neu gewählte ägyptische Präsident Mohammed Mursi hat den Amtseid abgelegt. Vor dem Hohen Verfassungsgericht in Kairo sprach der Islamist Mursi am Samstag die Eidesformel, die ihn zu Loyalität gegenüber der republikanischen Staatsordnung, den Gesetzen und der Verfassung verpflichtet. Mursi ist der erste freigewählte Präsident in der Geschichte Ägyptens. Zugleich ist er der erste Zivilist, aber auch der erste Islamist, der das höchste Staatsamt innehat. Die Amtszeit beträgt vier Jahre.
Die Militärs, die seit dem Sturz des Langzeitpräsidenten Husni Mubarak vor 16 Monaten das Land regieren, hatten auf den Festakt im Verfassungsgericht bestanden. Zuvor hatten sie das islamistisch dominierte Parlament vor der zweiten Runde der Präsidentschaftswahl im Juni aufgelöst.
Widerwillig der Forderung der Militärs gefügt
Mursi und die konservative Muslimbruderschaft, deren Kandidat er war, hatten sich nur widerwillig der Forderung der Militärs gefügt. Bereits am Freitagabend hatte Mursi vor Zehntausenden Anhängern auf dem Tahrir-Platz in Kairo die Eidesformel ausgesprochen und damit den Schwur symbolisch vor der begeisterten Menge geleistet.
Mursi hatte sich in der Stichwahl im Juni gegen den inoffiziellen Kandidaten des Militärs, den ehemaligen Mubarak-Vertrauten Ahmed Schafik, durchgesetzt. Unmittelbar nach der Vereidigung am Samstag erklärte Mursi: "Heute haben die Ägypter den Weg zu einem neuen Leben geebnet, einem Leben in Freiheit und echter Demokratie." Als Präsident werde er die unabhängige Justiz und ihre Entscheidungen respektieren, fügte er hinzu.
Im Verlauf des Nachmittags wollte Mursi eine Ansprache in der Kairoer Universität halten. Zu dieser eingeladen waren Würdenträger des öffentlichen Lebens in Ägypten, unter ihnen auch Vertreter der koptischen Kirche. Später war noch eine Militärparade für Mursi am Rand von Kairo geplant.
dpa/cd - Bild: Nile TV (afp)