Im Gedenken an mehr als 55.000 tote Crewmitglieder britischer Weltkriegs-Bomber hat Queen Elizabeth II. ein Denkmal in der Nähe des Buckingham Palastes enthüllt.
Ein alter Lancaster Bomber warf 82.000 Mohnblüten für Zehntausende getötete Soldaten ab. Das Denkmal zeigt unter anderem eine britische Bomber-Crew aus sieben überlebensgroßen Bronzestatuen.
An den Feierlichkeiten nahmen neben 5000 Bomber-Veteranen auch Thronfolger Prinz Charles und die anderen drei Kinder der Queen, Prinzessin Anne, Prinz Andrew und Prinz Edward teil.
Der Bau des Denkmals wurde maßgeblich vom ehemaligen Bee-Gees-Sänger Robin Gibb und von dem konservativen Politiker Lord Michael Ashcroft initiiert.
Das von dem Architekten Liam O'Connor geschaffene Denkmal im neoklassizistischen Stil ist nicht nur wegen seiner von vielen als protzig empfundenen Architektur hochumstritten. Kritiker in Großbritannien und Deutschland bemängeln, es gehe zu sehr auf die getöteten britischen Piloten und zu wenig auf die toten Zivilisten des britisch-deutschen Bombenkrieges in beiden Ländern ein.
Der vertikale Tod
In Großbritannien kamen während des von Hitler-Deutschland verschuldeten Zweiten Weltkriegs 42.000 Zivilisten durch deutsche Bomben ums Leben. In Deutschland starben durch britische und amerikanische Flächenbombardements bis 1945 mehr als eine halbe Million Menschen. Der damalige Premierminister Winston Churchill hatte die gestorbenen Bomberpiloten - Durchschnittsalter 22 Jahre - von den üblichen Ehrungen nach dem Krieg ausgenommen. Historiker werteten dies als Eingeständnis einer falschen Kriegsführung. In der britischen Air Force wurde die ausgebliebene Ehrung über Jahrzehnte als Ungerechtigkeit empfunden.
«Wenn sie von der Infanterie erschossen worden wären, wäre es die größte Gräueltat, die je vom britischen Militär verübt worden ist», schreibt der «Guardian»-Autor Rowan Moore über den Bombentod der Zivilisten in vielen deutschen Städten. «Aber gemäß einer Konvention, die noch immer gilt, wird der Tod von oben als weniger schrecklich gewertet als der horizontale Tod.»
Versöhnliches Dresden
In Dresden, wo britische Luftangriffe im Februar 1945 einen Flächenbrand auslösten, herrschte nach anfänglicher Skepsis über das Denkmal am Donnerstag versöhnliche Stimmung. Die Interessengemeinschaft «13. Februar 1945», in der sich Überlebende der Luftangriffe auf Dresden und jüngere Dresdner für Frieden und Menschenrechte engagieren, versteht das Londoner Memorial als Chance zum Dialog. Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz sagte: «Jedes Land und jede Stadt hat seine eigene Gedenkkultur.» Es sei zumindest in einer Inschrift über dem Denkmal auch das Gedenken an alle Opfer des Bombenkrieges festgehalten worden. Damit seien die Bedenken in Deutschland gegen das Denkmal ernst genommen worden.
dpa - Bild: John Stillwell (afp)