An die Gefängniskost hat sich Gerhard Gribkowsky immer noch nicht gewöhnt.
Eineinhalb Jahre sitzt der frühere Vorstand der Bayern LB schon in Untersuchungshaft, richtig satt wird er dort anscheinend aber nicht immer.
Während der Staatsanwalt am Mittwoch im Landgericht München sein Plädoyer hielt, biss Gribkowsky unter dem Tisch in sein Brötchen und hörte kauend zu. Wie an den meisten der 46 Prozesstage hatten ihm seine Rechtsanwälte die Verpflegung auch am letzten Tag in den Saal mitgebracht.
Auf gutes Essen wie in seinen alten Zeiten als Top-Manager muss Gribkowsky noch lange verzichten: Das Landgericht München verurteilte ihn zu mehr als acht Jahren Haft, weil er 44 Millionen Dollar Bestechungsgeld von Formel 1-Chef Bernie Ecclestone angenommen und nicht versteuert hat.
Ins Verbrechen geführt
Für Ecclestone wird es nach diesem Urteil eng: Er war aus Sicht des Vorsitzenden Richters Peter Noll die treibende Kraft und hat Gribkowsky «ins Verbrechen geführt». Diese deutlichen Worte wird die Münchner Staatsanwaltschaft, die bereits gegen Ecclestone ermittelt, aufmerksam registrieren. Damit droht auch dem weltberühmten Formel-1-Boss eine Anklage.
Entscheidend ist nach Einschätzung von Experten bei den Ermittlungen gegen den Briten, ob er wusste, dass Gribkowsky bei einer staatlichen Bank angestellt war - und somit ein Amtsträger, der kein Geld annehmen darf. Der 81-Jährige Formel 1-Boss war zwar schon im Gericht in München - aber nur als Zeuge. «Dann durfte er wieder in sein kleines Flugzeug steigen», kritisierte Gribkowskys Anwalt Dirk Petri. Sein Kollege Daniel Amelung warf der Staatsanwaltschaft vor, aus Angst vor der Macht und Prominenz Ecclestones nicht zuzugreifen. Allein die Entschädigung für einen Tag Lohnausfall des Milliardärs könnte die deutschen Behörden teuer zu stehen kommen, wenn er am Ende freigesprochen würde.
Mannhaftes Geständnis
Gribkowksy räumte in seinem Schlusswort vor dem Urteil nochmals ein, dass es ein Fehler war, die Millionen von Ecclestone anzunehmen. «Am Ende habe ich "Ja" gesagt und dazu muss ich stehen.» Richter Noll lobte diese Worte als «mannhaft» und wertete auch das Geständnis vor einer Woche als strafmildernd.
Weil der Angeklagte bis dahin acht Monate geschwiegen hatte, mussten in dem Mammutprozess mehr als 40 Zeugen aussagen, von denen Ecclestone der prominenteste war. Seine Version von einer Erpressung durch Gribkowsky überzeugte die Justiz nicht. Ecclestone habe vielmehr um sein Lebenswerk gebangt, weil die Autohersteller Anfang des Jahrtausends über eine Konkurrenz zur Formel 1 nachdachten. «Das wäre für ihn eine Katastrophe gewesen», sagte Oberstaatsanwalt Christoph Rodler. Mit den Banken, denen die Formel 1 damals gehörte, geriet der eigenwillige Ecclestone darüber dauernd in Streit. «Er hatte ein existenzielles Interesse daran, die Banken los zu werden», sagte Rodler.
Also winkte er dem Banker aus Bayern mit einem Job als Berater in der Glamourwelt der Formel 1 samt Millionenhonorar, wenn er den Bayern LB-Anteil an den britischen Investor CVC verkaufe - was auch gelang. Für die Richter ein klarer Fall von Bestechlichkeit. Als Untreue werteten sie die Provision, die Gribkowsky bei der Bayern LB für Ecclestone als Vermittler des Käufers durchboxte - 66 Millionen Dollar, die ohne den Deal nicht nötig gewesen wären und der Bank schadeten.
Weinsammlung
Die Bayern LB kann sich deshalb nach dem Urteil auf Millioneneinnahmen freuen. Nach der Verhaftung hatte sie schon im vergangenen Jahr das gesamte Vermögen ihres einstigen Vorstandes einfrieren lassen: Von der Villa im noblen Münchner Vorort Grünwald über Mietwohnungen bis hin zu wertvollen Uhren ist alles beschlagnahmt. Auch die Weinsammlung Gribkowskys lagert bereits gut temperiert im Keller der Bayern LB. Das Finanzamt hat den Wert der 892 Flaschen zwar nur mit 3000 Euro geschätzt - damit dürften die Beamten aber ziemlich daneben liegen: Edler Wein war für den Gourmet Gribkowsky - wie seine Freunde vor Gericht gesagt hatten - mindestens genauso wichtig wie gutes Essen.
dpa - Bild: Sven Hoppe (dpa)