Nach dem Abschuss eines türkischen Kampfflugzeuges hat die Nato Syrien vor einer Wiederholung einer solchen militärischen Aktion gewarnt. Bei einer von der Türkei beantragten Sondersitzung des Nato-Rates verurteilte das Bündnis am Dienstag in Brüssel den Abschuss als "inakzeptabel".
"Es ist meine eindeutige Erwartung, dass die Lage nicht weiter eskalieren wird", sagte Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen vor Journalisten. "Was wir gesehen haben, ist völlig inakzeptabel. Und ich erwarte, dass Syrien alle nötigen Maßnahmen ergreift, um so etwas in der Zukunft zu verhindern."
Auf die Frage, was die Nato tun werde, falls Syrien doch erneut ein türkisches Flugzeug angreife, saget Rasmussen: "Sollte irgendetwas passieren, werden sich die Verbündeten mit der Entwicklung befassen. Wir beobachten die Lage genau. Und nötigenfalls werden wir beraten, was sonst getan werden könnte."
Türkei: Wir werden Provokationen nicht ignorieren
Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip drohte Syrien, bei weiteren Zwischenfällen mit Gewalt zurückzuschlagen. Die Türkei werde Provokationen nicht ignorieren, sagte Erdogan am Dienstag in einer vom Fernsehen übertragenen Rede. "Wir haben die Einsatzregeln der türkischen Streitkräfte geändert", sagte Erdogan. "Jeder syrische Soldat, der sich der türkischen Grenze nähert, wird jetzt als eine Bedrohung betrachtet."
Rasmussen sagte, im Kreis der Nato-Botschafter sei am Dienstag "nicht über Artikel 5 gesprochen worden". Er bezog sich damit auf jenen Artikel des Nato-Vertrages, der für den Fall einen Angriffs auf einen Verbündeten den militärischen Beistand der anderen Nato-Mitglieder vorsieht. Die Nato verfolge die Entwicklung genau und mit großer Sorge. "Das ist ein weiteres Beispiel für die Missachtung der internationalen Normen, des Friedens, der Sicherheit und des Menschenlebens durch das syrische Regime."
Beim Abschuss des unbewaffneten türkischen Kampfflugzeugs vom Typ Phantom F4 am Freitag waren die beiden Besatzungsmitglieder ums Leben gekommen. Türkischen Angaben zufolge wurde das Flugzeug in einer Höhe von 2200 Metern 24 Kilometer entfernt von der syrischen Küste und etwa 1,6 Kilometer außerhalb syrischen Hoheitsgebietes getroffen. Das Wrack liege in nun in syrischen Gewässern in etwa 1000 Metern Tiefe. Hingegen behauptete die syrische Regierung, die Maschine sei in syrischem Hoheitsgebiet abgeschossen worden.
Der stellvertretende Regierungschef Bülent Arinc hatte am Montag in Ankara gesagt, das Flugzeug sei vor dem Abschuss in einer Höhe von nur etwa 60 Metern über dem Meeresspiegel geflogen und dabei in syrisches Hoheitsgebiet geraten. Es sei von der türkischen Luftüberwachung darauf hingewiesen worden und sei daraufhin wieder in internationalen Luftraum zurückgekehrt.
30 Tote bei neuer Gewalt in Syrien
Binnen weniger Stunden sind am Dienstag nach Angaben von Aktivisten in Syrien mindestens 30 Menschen getötet worden. Die meisten Opfer habe es in den Vorstädten Duma und Al-Amaa bei Damaskus gegeben, hieß es in den telefonisch aus Damaskus übermittelten Berichten. In Duma hatte diesen Angaben zufolge bereits am Vortag eine Massenflucht von Zivilisten eingesetzt. Fünf Menschen wurden in der südlichen Provinz Daraa wie bei einer Hinrichtung erschossen. Die staatliche Nachrichtenagentur SANA berichtete, dass die Regierungstruppen bei ihren Operationen in der nordöstlichen Provinz Deir as-Saur zehn "Terroristen" getötet hätten, wie die Regime-Medien die Aufständischen bezeichnen.
Nach Angaben der syrischen Menschenrechtsbeobachtungsstelle in London kamen am Montag landesweit mehr als 100 Menschen ums Leben, unter ihnen 65 Zivilisten. Die Informationen lassen sich von unabhängiger Seite kaum überprüfen, weil das Regime von Präsident Baschar al-Assad den Medien keinen Zugang zu den Schauplätzen gewährt.
Einer Delegation des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) gelang es zum zweiten Mal innerhalb einer Woche nicht, die umkämpfte Stadt Homs zu erreichen, berichteten syrische Aktivisten. Schon den ersten Versuch, in die Stadt zu gelangen, hatten die anhaltenden Kampfhandlungen verhindert. Einige Stadtteile von Homs werden von den Regime-Truppen belagert. Rund 1000 Familien sind dort ohne Zugang zu Lebensmitteln und ärztlicher Versorgung eingeschlossen.
dpa/est - Archivbild: Tobias Hase (epa)
Türkischen Angaben zufolge wurde das Flugzeug in einer Höhe von 2200 Metern 24 Kilometer entfernt von der syrischen Küste und etwa 1,6 Kilometer außerhalb syrischen Hoheitsgebietes getroffen.
Hier steht Aussage gegen Aussage!
Nur das auffinden des Flugzeugs bringt die Wahrheit!!!!