In den Tortillas, die den Gipfelbeobachtern mit Shrimps und scharfer mexikanischer Soße serviert werden, steckt mehr als nur Mais.
Wer sich genauer mit den einfachen Fladen beschäftigt, wird leicht sehen, was mit der Nahrungsmittelversorgung der Welt alles schief läuft. Denn für ihre Tortillas müssen die Mexikaner heute fast 70 Prozent mehr bezahlen als noch 2005.
Einer der Gründe ist die Förderung von Bio-Benzin in den USA, die Nachfrage und Preis von Mais auf dem Weltmarkt in die Höhe schnellen lässt. Die Ausweitung der Ethanolproduktion in den USA hat die Mexikaner zwischen 1,5 und 3,2 Milliarden US-Dollar durch höhere Maispreise gekostet, wie die Hilfsorganisation Actionaid errechnete.
Eigentlich hatte Mexiko als Gastgeber des Gipfels der großen Industrie- und Schwellenländer (G20) in dem Badeort Los Cabos am Pazifik die Nahrungsmittelsicherheit zu einem seiner Schwerpunkte gemacht. Doch das Problem der unglückseligen Finanzförderung oder auch festen Vorgaben, wie viel Bio-Sprit in Benzin gemischt werden muss, wurde am Ende wieder ausgeklammert - sehr zum Ärger der Hilfsorganisationen. «Das ist schon der Hammer», sagte Jörn Kalinski von Oxfam enttäuscht. «Es kann nicht sein, dass wir Nahrungsmittel durch den Auspuff jagen und gleichzeitig eine Milliarde Menschen auf der Welt hungern.»
Genauer hinschauen
Die «unsinnige Agrospritpolitik» müsse genauso eingedämmt werden wie die zunehmenden Spekulationen, die ebenfalls die Preise für Nahrungsmittel in die Höhe treiben. Hier wollen die G20-Staaten künftig zumindest genauer hinschauen. Denn an den Warenterminbörsen der Welt haben sich die Spekulationen vervielfacht. In den 90er Jahren machten Finanzinvestoren nur ein Viertel der Marktteilnehmer aus - doch heute sind es manchmal mehr als 85 Prozent. Der Marktanteil der Spekulanten bei Weizentermingeschäften an der Börse in Chicago stieg nach Angaben der UN-Organisation UNCTAD zwischen 1998 und 2008 um das Sechsfache.
«Steigen die Preise und damit die Profite der Anleger, wächst der Hunger in der Welt», sagen die Kritiker. Arme Familien geben oft mehr als die Hälfte ihrer Einkommen für Nahrung aus. Jeder siebte Mensch hungert. 170 Millionen Kinder leiden unter Wachstumsverzögerungen, weil sie nicht genug zu essen haben. Zweieinhalb Millionen Kinder sterben jedes Jahr wegen mangelhafter Ernährung.
dpa - Bild: Jon Sullivan