Trotz erkennbarer Sorgen über die anhaltende Schuldenkrise in Europa gab sich Vizefinanzminister Zhu Guangyao am Montag vor der Presse in Peking demonstrativ zuversichtlich, dass die Europäer ihre Probleme in den Griff bekommen werden: "Wir glauben fest daran, dass Europa die Weisheit und die Fähigkeit besitzt, mit den Problemen umzugehen."
Die Krise in Europa entwickele sich weiter. Die 20 großen Industrie- und Schwellenländer (G20) müssten auf ihrem Gipfel im mexikanischen Los Cabos am nächsten Montag und Dienstag energische Schritte vereinbaren. "Die G20 sollten so schnell wie möglich einen politischen Konsens erreichen, um eine weitere Ausbreitung der Krise zu verhindern und die Ursachen an der Wurzel packen." Zu dem Gipfel in Mexiko reist Chinas Staats- und Parteichef Hu Jintao an.
Das G20-Treffen sollte "ein Signal der Zuversicht" geben, sagte auch Chinas Vizeaußenminister Cui Tiankai. Die Mitglieder müssten ihre Zusammenarbeit ausbauen und die drängenden Probleme der Weltwirtschaft anpacken. Neben der Schuldenkrise sei auch die Sprunghaftigkeit der Finanz- und Rohstoffmärkte ein Thema. Die G20 sollten sich gegen Protektionismus und für fairen und freien Handel einsetzen. Die Kooperation mit den Entwicklungsländern müsse verbessert werden, forderte der Vizeaußenminister.
Gewinne in Asien - Spaniens Flucht unter Rettungsschirm stützt
An den asiatischen Aktienmärkten ist die Flucht Spaniens unter den Euro-Rettungsschirm mit Erleichterung aufgenommen worden. Zudem stützten die jüngsten chinesischen Exportdaten die Märkte. Der MSCI Asia Apex 50, der die Aktienkurse der 50 größten Unternehmen Asiens exklusive Japan abbildet, stieg am Montagmorgen um mehr als zwei Prozent auf 762,90 Punkte und machte damit seine Kursverluste der vergangenen Tage wett. Der Index stieg auf den höchsten Stand seit Ende Mai. Kursgewinne gab es an fast allen Märkte Asiens. In Japan stieg der Nikkei 225 zuletzt um 1,86 Prozent auf 8616,79 Punkte.
Händler führten die Gewinne vom Montag vor allem auf die Entscheidung Spaniens, Hilfsmittel für die angeschlagenen Banken anzunehmen, zurück. Das Land hatte am Samstag dem internationalen Druck nachgegeben und ist als vierte Nation der Eurozone unter den Rettungsschirm geflüchtet. Zur Lösung seiner Bankenkrise kann Madrid auf Notkredite von bis zu 100 Milliarden Euro bauen. Der Beschluss fiel eine Woche vor der ungewissen Wahl in Griechenland - und soll den Märkten signalisieren, dass Europa die ausufernde Finanzkrise in den Griff bekommt.
"Dieser Schritt ist ein Beleg dafür, dass die europäischen Politiker bereit zum Handeln sind", sagte Imre Speizer, Stratege bei der australischen Bank Westpac. Mitsubishi-UFJ-Stratege Kiyoshi Ishigane begrüßte die Rettung der spanischen Banken ebenfalls. Dies verhindere, dass sich die Krise der angeschlagenen spanischen Geldhäuser ausbreitet, sagte der Experte der japanischen Bank. Zudem sei der Export Chinas im Mai stärker gestiegen als von Experten erwartet. Vor allem exportorientierte Werte wie Canon oder Samsung zogen deutlich an.
Euro profitiert stark von Hilfsangebot - Ölpreise mit Kurssprung
Der Euro hat zu Wochenbeginn spürbar von dem Hilfsangebot an das große Sorgenkind Spanien profitiert. Am Montagmorgen kostete die Gemeinschaftswährung 1,2640 US-Dollar und damit eineinhalb Cent mehr als am Freitagabend. Ein Dollar war zuletzt 0,7911 Euro wert. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Freitagmittag noch deutlich niedriger auf 1,2468 (Donnerstag: 1,2595) Dollar festgesetzt.
Die Ölpreise haben zum Wochenauftakt deutlich von dem Hilfsangebot an das Euroland Spanien profitiert. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Juli-Auslieferung kostete am Montagmorgen 101,49 US-Dollar. Das waren 2,02 Dollar mehr als am Freitag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI (West Texas Intermediate) stieg um 1,99 Dollar auf 86,09 Dollar.
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