Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die aus ihrer Sicht «zunehmend aggressiven Attacken» der Tabakindustrie gegen Maßnahmen zum Nichtraucherschutz verurteilt.
Mächtige Konzerne hätten «schamlos eine Serie von Gerichtsverfahren gegen Regierungen in Gang gesetzt, die im Krieg gegen den Tabak an vorderster Front stehen», beklagt WHO-Generaldirektorin Margaret Chan am Mittwoch in Genf aus Anlass des Weltnichtrauchertages (31. Mai).
Sie appellierte an Politiker in aller Welt, «besonders wachsam gegenüber den zunehmend aggressiven Attacken der Industrie zur Unterminierung des Schutzes von Menschen vor den Folgen des Tabakkonsums» zu sein.
Die «Big Tobacco» genannten großen Tabak-Konzerne würden enorme finanzielle und juristische Ressourcen einsetzen, um in vielen Ländern Kampagnen gegen das Rauchen zu unterminieren. Insbesondere seien die Regierungen in Australien, Norwegen und Uruguay mit Gerichtsverfahren konfrontiert, mit denen Maßnahmen zum Nichtraucherschutz rückgängig gemacht werden sollen.
Eine vermeidbare Todesursache
«Das Rauchen ist die häufigste vermeidbare Todesursache», sagte die Direktorin der deutschen Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Elisabeth Pott, am Mittwoch in Köln. Fast jeder dritte Erwachsene greife regelmäßig zur Zigarette. Bei Jugendlichen dagegen verliere das Rauchen zunehmend an Bedeutung, teilte die Bundeszentrale mit.
Die Drogenbeauftragte der deutschen Bundesregierung, Mechthild Dyckmans, forderte dazu auf, den Weltnichtrauchertag zum Anlass zu nehmen, das Rauchen aufzugeben. «Wer lange raucht, verliert etwa zehn Jahre seiner Lebenserwartung», erklärte Mechthild Dyckmans. «Während wir unter Kindern und Jugendlichen einen nachhaltigen Trend zum Nichtrauchen haben, rauchen in der erwachsenen Bevölkerung jedoch noch immer 30,5 Prozent der Männer und 21,2 Prozent der Frauen.»
Dyckmans äußerte sich auch besorgt darüber, dass in der Schwangerschaft noch immer zahlreiche Frauen rauchen würden, obwohl dies für das ungeborene Kind eine große Gefahr darstelle. «Hier muss insbesondere durch die Ärzteschaft mehr Beratung und Unterstützung gegeben werden, denn eine Aufgabe des Rauchens gelingt trotz des oftmals guten Willens nur einem kleinen Teil der rauchenden Schwangeren und deren Partnern.» Hilfe bei der Entwöhnung müsse Bestandteil der ärztlichen Beratung und Behandlung sein, da das Rauchen «eine behandlungsbedürftige Abhängigkeitserkrankung» sei.
dpa - Bild: Fabrice Coffrini (afp)