Bulgarien ist am frühen Dienstagmorgen von einem heftigen Erdbeben erschüttert worden. Wie der staatliche Rundfunk berichtete, erreichte das Beben eine Stärke von 5,9 bis 6. Die US-Erdbebenwarte USGS gab sie zunächst mit 5,8 an, später mit 5,6. Das Epizentrum habe etwa 25 Kilometer südlich der Hauptstadt Sofia bei der Kleinstadt Pernik gelegen, hieß es im Rundfunk.
Das Beben sei im gesamten Westen und Südwesten des Landes zu spüren gewesen. An einigen Gebäuden in Sofia hätten sich Risse gebildet. Außerdem seien mehrere Schornsteine eingestürzt, meldete der Rundfunk. Es gab mehrere teils heftige Nachbeben.
Die Menschen in der Hauptstadt wurden von dem Beben um kurz nach 3:00 Uhr (Ortszeit/02:00 MESZ) aus dem Schlaf gerissen. Gegenstände seien von Wänden und aus Regalen auf den Boden gefallen, berichtete die Korrespondentin der Nachrichtenagentur dpa. Vielfach seien die Menschen trotz starken Regens nur leicht bekleidet und in Panik aus ihren Häusern ins Freie gestürmt. Zeitweise fielen Strom und Internet aus.
In dem Gebiet des Epizentrums südlich von Sofia der Notstand ausgerufen. In der am stärksten betroffenen Kleinstadt Pernik gebe es aber keine Todesopfer oder große Schäden, sagte Innenminister Zwetan Zwetanow am Dienstag dem Fernsehsender bTV. Aufgrund des Notstands schlossen in Pernik alle Behörden und Schulen. Die Ausrufung des Notstands hat auch zur Folge, dass die Schäden mit staatlichen Mitteln repariert werden können.
Obwohl Bulgarien in einem Erdbebengebiet liegt, sind starke Beben dort eher selten. Vor knapp drei Jahren war die im Osten des Landes gelegene Schwarzmeerregion von einem Beben der Stärke 4,7 erschüttert worden. Das Epizentrum lag damals im benachbarten Rumänien.
Nachbeben in Norditalien - Monti vor Ort
Regierungschef Mario Monti hat am Dienstag den Erdbebenort Sant'Agostino in der norditalienischen Region Emilia Romagna besucht. Vier der insgesamt sieben Toten kamen in dem Ort unter Trümmern ums Leben. Nachbeben erschütterten weiter die Region. Tausende verbrachten die zweite Nacht in Notunterkünften oder bei Freunden und Verwandten. Die Zahl der Obdachlosen stieg nach Medienberichten auf 5000. Regenfälle behindern die Aufräumarbeiten und machen die Lage für die Opfer noch schwieriger. Hunderte Helfer sind im Einsatz, darunter laut dem Portal «corriere.it» rund 600 Polizeibeamte.
Bei Montis Ankunft demonstrierten eine Handvoll Menschen gegen dessen Politik, insbesondere gegen die neue Immobiliensteuer IMU, die ab 1. Juni gezahlt werden soll. Monti wollte auch in das ebenfalls schwer betroffene Finale Emilia fahren. Die Regierung beabsichtigte, am Dienstag über finanzielle Hilfen zu beraten. Jedoch wurde erwartet, dass angesichts der Schuldenkrise nicht viel Geld lockergemacht werden kann.
Bei dem Erdbeben waren auch rund 50 Menschen verletzt worden. Schulen und Sporthallen wurden als Notlager eingerichtet und Zelte aufgestellt. Viele Schulen blieben geschlossen.
dpa/jp - Bild: Nikolay Doychinov (afp)