Gemeinsam rein und auch gemeinsam wieder raus aus Afghanistan - diesem Prinzip bleibt Belgien treu. Die letzten belgischen Soldaten werden das Land genau wie die anderen NATO-Kampftruppen Ende 2014 verlassen. Ausnahme: Frankreich. Der neue Präsident Hollande holt seine Truppen schon dieses Jahr heim.
Im kommenden Jahr sollen französische Soldaten nur noch für die Ausbildung der afghanischen Polizei und Armee eingesetzt werden. Hollande sicherte eine langfristige Unterstützung Afghanistans nach 2014 zu, dazu habe Frankreich bereits mit Kabul einen Vertrag abgeschlossen.
Geordneter Rückzug in einem Monat
Belgiens geordneter Rückzug beginnt bereits in einem Monat: Statt 600 werden dann nur noch knapp 400 Soldaten vor Ort sein, erklärte Verteidigungsminister Pieter De Crem in Chicago. Ende 2014 werden die Afghanen wieder für die Sicherheit in ihrem Land zuständig. Der größte NATO-Einsatz geht dann zu Ende. Für die Zeit danach hat Premierminister Elio Di Rupo Afghanistan Finanzmittel in Höhe von zwölf Millionen Euro zugesichert. Ob danach noch belgische Ausbilder vor Ort sein werden, ist unklar, betonte Außenminister Didier Reynders am Rande des Gipfels in Chicago.
Mitmachen wird Belgien dagegen beim NATO-Projekt "Smart Defence" - schlaue Verteidigung. Dabei geht es darum, Geld zu sparen. Jedes Land muss nicht mehr alles machen. So soll unter anderem Material gemeinsam angeschafft werden. Die Benelux-Länder wollen ihre Armeen auf lange Sicht sogar fusionieren.
Raketenabwehr bereit
Die neue Nato-Raketenabwehr für Europa ist teilweise einsatzbereit. Das erklärten die Staats- und Regierungschefs der Nato-Staaten in Chicago. 2020 soll es dann voll einsetzbar sein. Russland lehnt das Abwehrsystem ab. Der Nato-Gipfel beschloss auch ein neues System zur Bodenüberwachung. Außerdem wollen die Nato-Staaten bei mehr als 20 Rüstungsprojekten sehr eng zusammenarbeiten.
Großdemonstration gegen Nato-Gipfel
Viele tausend Aktivisten haben in Chicago gegen Krieg und Nato-Politik demonstriert. Der mehrstündige Protestzug gegen den NATO-Gipfel verlief zunächst friedlich. Nach dem offiziellen Ende der Aktion kam es allerdings zu Zusammenstößen mit der Polizei. Es gab mindestens 45 Festnahmen und mehrere Verletzte. Die Veranstalter zählten mehr als 15.000 Demonstranten. Sie zogen in einem Protestzug zum streng abgeschirmten Konferenzort. Gitter, Betonsperren und schwer bewaffnete Polizei sicherten das Konferenzzentrum. Helikopter überwachten den Luftraum. Boote der Küstenwache mit Maschinengewehren kontrollierten die Ufer des Lake Michigan. Rund 3000 Beamte waren im Einsatz.
Das Nato-Treffen dauert bis Montag. Einige Regierungschefs kamen direkt vom Gipfel der acht führenden Industrienationen (G8) in Camp David bei Washington. US-Präsident Barack Obama hatte den zunächst ebenfalls für Chicago geplanten G8-Gipfel auch wegen der Proteste an seinen Landsitz Camp David verlegt.
dpa/alk/est - Bild: Saul Loeb (afp)