Der libysche Geheimdienstmitarbeiter war als einziger im Jahr 2001 für den Anschlag auf ein US-Flugzeug 1988 über dem schottischen Lockerbie verurteilt worden. Damals kamen 270 Passagiere, unter ihnen viele Briten und US-Bürger, ums Leben. Al-Megrahi hatte in dem Indizienprozess eine Beteiligung an dem Anschlag stets bestritten.
Seine lebenslange Haftstrafe musste Al-Megrahi jedoch nicht verbüßen. Am 20. August 2009 wurde er aufgrund seiner schweren Prostata-Krebserkrankung aus humanitären Gründen freigelassen. Seine Ärzte hatten die Lebenserwartung mit drei Monaten angegeben. In seiner Heimat wurde er von einer jubelnden Menge wie ein Volksheld empfangen. Al-Megrahi überlebte trotz der Prognose seiner Ärzte noch den Sturz des Regimes sowie den Tod des libyschen Langzeitmachthabers Muammar al-Gaddafi im Oktober vergangenen Jahres.
"Abdel Bassit ist nach einem langen Kampf gegen seine Krankheit gestorben. Sein Gesundheitszustand hatte sich in den vergangenen Monaten erheblich verschlechtert", sagte der Nachbar. Al-Megrahi hinterlässt den Angaben zufolge seine langjährige Ehefrau Aischa und fünf Kinder.
Bereits im August vergangenen Jahres hatte ein Reporter des US-Nachrichtensenders CNN den schwer Krebskranken als "Schatten seiner selbst" bezeichnet. Die Familie habe geklagt, dass sich in den Wirren des libyschen Bürgerkrieges von 2011 niemand außer der Familie mehr um Al-Megrahi gekümmert habe. Plünderer hätten außerdem Medikamente mitgenommen. Er falle immer wieder ins Koma, benötige Sauerstoff und hänge am Tropf, berichtete der Reporter.
Gaddafi gab Befehl zu Lockerbie-Anschlag
Den Befehl zum Lockerbie-Anschlag soll Gaddafi nach Aussage seines früheren Justizministers Mohamed Abdul al-Jeleil persönlich 1988 gegeben haben. Gaddafi habe später alles in seiner Macht Stehende getan, um Megrahi aus dem Gefängnis freizubekommen. Gaddafi hatte zwar eine Beteiligung seines Landes für den Anschlag von Lockerbie eingeräumt, aber nie eine persönliche Beteiligung zugegeben.
Die Freilassung Al-Megrahis im August 2009 hatte zu einer schweren Verstimmung zwischen den USA und Großbritannien geführt. Der Direktor der US-Bundespolizei FBI, Rober Mueller, sprach von einer Ermutigung für Terroristen in aller Welt und eine Verhöhnung aller Rechtsgrundsätze. Britische Oppositionsparteien wollten wissen, ob Geschäftsinteressen im ölreichen Libyen eine Rolle gespielt hätten.
Bis zuletzt hatten Hinterbliebene der Lockerbie-Opfer in Großbritannien und den USA gefordert, dass Al-Megrahi erneut ausgeliefert werde. Der Nationale Übergangsrat in Libyen lehnte das jedoch ab.
dpa/rkr - Bild: Manoocher Deghati (afp)