"Vor eineinhalb Jahren mag die Gefahr eines Domino-Effekts bestanden haben", sagte der belgische EU-Kommissar dem Blatt und bezog sich dabei auf die Gefahr einer Ansteckung auf andere Schuldenstaaten wie Spanien und Italien. "
Aber nun arbeiten Abteilungen in der Europäischen Zentralbank und in der Europäischen Kommission an Notfall-Szenarien für den Fall, dass es Griechenland nicht schafft." Auf die Frage, um welche Szenarien es dabei konkret geht, ging De Gucht nicht ein.
Erstmals hat damit ein Mitglied der EU-Kommission öffentlich eingeräumt, dass es Notfallpläne für den Fall eines griechischen Euro-Austritts gibt. Wegen der schwierigen Regierungsbildung und den Neuwahlen in Athen wird derzeit an den Finanzmärkten über ein Ausscheiden des südeuropäischen Landes aus dem gemeinsamen Währungsraum spekuliert.
Austritt Athens ist nicht das Ende des Euro
"Das Endspiel hat begonnen und ich weiß nicht, wie es ausgehen wird", sagte der ehemalige belgische Außenminister. Zugleich machte De Gucht deutlich, dass der Austritt Athens nicht das Ende des Euro bedeute. Er warnte das Land vor den Folgen: "Im Fall eines solchen Austritts wäre das Chaos in Griechenland enorm." Der Staat werde weder Beamte noch Renten zahlen können, die Inflation werde in die Höhe schnellen.
De Gucht wiederholte zudem die allgemeine Auffassung der EU-Kommission, dass Griechenland keine andere Wahl habe, als - im Gegenzug für die milliardenschweren internationalen Hilfsgelder - auf Sparkurs zu bleiben: "Griechenland muss die unterschriebenen Vereinbarungen umsetzen."
dpa/sh - Archivbild: Olivier Hoslet (epa)