Palästinenser haben am Dienstag bei gewalttätigen Demonstrationen im Westjordanland der Wut über den Verlust ihrer Heimat vor 64 Jahren Luft gemacht.
Bei dem Grenzübergang Kalandia nördlich von Jerusalem wurden am sogenannten Tag der Nakba (Katastrophe) sieben Palästinenser verletzt, als das israelische Militär Gummigeschosse gegen gewalttätige Demonstranten einsetzte.
Weitere acht Palästinenser seien bei dem Militärgefängnis Ofer in der Nähe von Kalandia verletzt worden, teilte der medizinische Hilfsdienst Roter Halbmond weiter mit. In Ost-Jerusalem nahm die Polizei nach eigenen Angaben vier Steinewerfer fest.
Vertreibung 1948
Am jährlichen Nakba-Tag gedenken die Palästinenser der Flucht und Vertreibung hunderttausender Araber nach der israelischen Staatsgründung von 1948. Bei Trauerveranstaltungen und Demonstrationen erneuerten die Menschen ihre Forderung, dass Israel die Besatzung beendet und die Flüchtlinge sowie deren Nachkommen zurückkehren dürfen.
Die israelischen Sicherheitskräfte wurden in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Im vergangenen Jahr waren am Nakba-Tag bei Demonstrationen an den Nordgrenzen Israels und im Gazastreifen mehr als 20 Menschen getötet worden, als israelische Grenzsoldaten das Feuer eröffneten. Hunderte wurden verletzt.
Gewalt diesen Ausmaßes blieb dieses Jahr jedoch zunächst aus. Keine der beteiligten Seiten sei an einer Eskalation interessiert, berichteten israelische Medien. Die Zeitung «Times of Israel» zitierte Israels Generalstabschef Benny Ganz: «Wir hoffen das Beste und sind auf das Schlimmste vorbereitet.»
Beruhigend könnte sich das Ende eines Hungerstreiks von rund 1600 palästinensischen Häftlingen in Israel am Vortag ausgewirkt haben. Nach dem Eintritt der Kadima-Partei in die israelische Regierung sind zudem Hoffnungen auf neue Friedensgespräche aufgekeimt. Ziel ist eine Zwei-Staaten-Lösung, bei der Israel und ein palästinensischer Staat in Frieden und Sicherheit Seite an Seite existieren können.
dpa - Bild: Mahmud Hams (afp)