Mit François Hollande hat Frankreich erstmals seit 17 Jahren wieder einen sozialistischen Präsidenten. Eineinhalb Wochen nach seinem Wahlerfolg wurde der 57-Jährige am Dienstag offiziell im Pariser Elysée-Palast in sein Amt eingeführt. Sein Mandat bestehe darin, ein unter der Schuldenlast ächzendes Frankreich wirtschaftlich wieder aufzurichten und in Europa einen neuen Weg aufzuzeigen, kündigte Hollande an, nachdem er den Amtseid abgelegt hatte.
"Unsere Differenzen dürfen keine Hürden werden", betonte er mit Blick auf die von ihm geforderte Einheit der Nation. Auch in der Wirtschaft sei es Zeit für den Wandel: "Es wird Zeit, die Produktion vor die Spekulation zu setzen." Beim ökologischen Umbau der Energiewirtschaft sei ebenfalls neue Akzente notwendig, sagte Hollande, bevor er - unbeeindruckt von einem plötzlichen Hagelschauer - eine Ehrenformation der Republikaner-Garde abschritt.
"Merci Nicolas"-Rufe
Der scheidende konservative Präsident Nicolas Sarkozy hatte seinen Nachfolger vor der Zeremonie im Innenhof des Elysée empfangen. Anschließend teilte er Hollande in einer persönlichen Unterredung die Nummerncodes für die französischen Atombomben mit. Danach verließ Sarkozy den Präsidentensitz und wurde mit "Merci Nicolas"-Rufen seiner Anhänger verabschiedet. Nach Informationen der Zeitung "Le Parisien" will er im Anschluss an einen zweiwöchigen Auslands-Urlaub im Süden wieder als Anwalt arbeiten.
Hollande war am 6. Mai zum Nachfolger des Konservativen Sarkozy gewählt worden. Anders als sein Amtsvorgänger hatte Hollande die Zeremonie der Amtseinführung eher nüchtern gestaltet. Er wurde begleitet von seiner Lebensgefährtin, der Journalistin Valérie Trierweiler (47). In elegantes Schwarz gekleidet schritt sie stets diskret hinter ihm.
Hollandes frühere Partnerin, die sozialistische Spitzenpolitikerin Ségolène Royal, war der Zeremonie demonstrativ ferngeblieben. "Das habe ich so entschieden", erklärte sie im TV-Nachrichtensender BFM. Auch die vier Kinder, die sie gemeinsam mit Hollande hat, hätten trotz Einladung eine Teilnahme abgelehnt - "um nicht vom Hauptgeschehen abzulenken". Auch Trierweilers drei Söhne fehlten. Sarkozy hatte sich bei seiner Amtsübernahme 2007 mit seiner gesamten Familie präsentiert.
Großmeister der Ehrenlegion
Hollande wurde bei der Zeremonie zum Großmeister der Ehrenlegion erklärt und mit 21 Schüssen Salut als neuer Präsident begrüßt. Er wollte nach einer Kranzniederlegung am Arc de Triomphe und einer Rede am Pariser Rathaus am Abend zu einer Unterredung mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) fliegen. Noch vor der Reise nach Berlin will er seinen neuen Premierminister ernennen.
Hollande ist in der Geschichte der Fünften Republik seit 1958 erst der zweite Sozialist im Elysée-Palast. Sein sozialistischer Vorgänger François Mitterrand regierte von 1981 bis 1995. Seither waren mit Jacques Chirac und Nicolas Sarkozy Staatschefs aus dem gaullistischen Lager an der Macht. Unter den Gästen bei Hollandes Amtseinführung war am Dienstag auch Mitterrands Tochter, Mazarine Pingeot.
Überschattet wurde die Amtsübernahme von einer schlechten Wirtschaftsnachricht: Das Statistikbüro bestätigte, dass Frankreichs Wirtschaft im ersten Quartal ein Nullwachstum hatte. Die Zahl der Beschäftigten dagegen blieb mit einem leichten Zuwachs von 0,1 Prozent erstmals seit langem weitgehend stabil.
dpa/est - Bild: Eric Feferberg (afp)