Erstmals mit Wladimir Putin wieder als Kremlchef und Oberbefehlshaber hat Russland auf dem Roten Platz in Moskau mit einer gewaltigen Militärparade den Sieg über Hitler-Deutschland gefeiert. 67 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs marschierten am Mittwoch rund 14.000 Soldaten auf. Auch die atomar bestückbare Interkontinentalrakete Topol-M rollte am Kreml vorbei. An der etwa einstündigen Feier nahm auch Regierungschef Dmitri Medwedew teil.
Bei der Beendigung des Zweiten Weltkriegs habe die Sowjetunion eine entscheidende Rolle eingenommen, sagte Putin zwei Tage nach seinem Amtsantritt in einer Rede. "Wir haben daher das große moralische Recht, unsere Position prinzipiell und entschlossen zu verteidigen."
Zwei Wochen vor dem Nato-Gipfel in Chicago war die Rede Putins, der seine dritte Amtszeit angetreten hat, mit Spannung erwartet worden. Der 59-Jährige erwähnte jedoch zum Beispiel nicht den scharfen Streit um ein US-Raketenabwehrprojekt in Europa.
Schwere Kriegstechnik
Bei der Parade, die auch als Nabelschau des Militärs gilt, rollte schwere Kriegstechnik am russischen Machtzentrum vorbei. Das Staatsfernsehen übertrug die Veranstaltung live. Zum Abschluss flogen fünf Mi-8-Militärhubschrauber über die Basilius-Kathedrale. Russland hatte die Feiern im sowjetischen Stil 2008 wieder aufgenommen. Das Militär befindet sich in der größten Reform seiner Geschichte.
"Ideologische Konfrontationen und gegenseitiges Misstrauen haben die Staaten damals abgehalten, den Nazis gemeinsam die Stirn zu bieten. Dies darf nie wieder geschehen", unterstrich Putin. Schätzungen zufolge wurden im "Großen Vaterländischen Krieg" zwischen 1941 und 1945 insgesamt etwa 26,6 Millionen Sowjetbürger getötet, darunter 8,7 Millionen Soldaten. Damit beklagte die Sowjetunion mehr Opfer als jedes andere Land. Nach aktuellen Angaben leben im größten Land der Erde noch 3,4 Millionen Kriegsveteranen.
Dass Russland den Sieg über Hitler einen Tag später als die Westalliierten feiert, liegt an der Zeitverschiebung. Der Beginn der Waffenruhe war 1945 auf den 8. Mai um 23.00 Uhr mitteleuropäischer Zeit festgelegt worden. In Moskau war es da 1.00 Uhr - am 9. Mai.
Um für trockenes Wetter für die etwa 25 Millionen Euro teure Parade zu sorgen, vertrieben Spezialflugzeuge die Regenwolken über Moskau. Auch in vielen anderen russischen Städten zwischen Kaliningrad und Wladiwostok wurde des Kriegsendes in Europa gedacht.
Erneut zahlreiche Festnahmen bei Protesten in Moskau
Bei Protesten der russischen Opposition gegen den Ämtertausch zwischen Präsident Wladimir Putin und Regierungschef Dmitri Medwedew hat die Polizei mindestens 40 Menschen festgenommen. Wie die Agentur Interfax am Dienstag weiter meldete, waren darunter in Moskau der bekannte Internetblogger und Anwalt Alexej Nawalny sowie die populäre Fernsehmoderatorin Xenia Sobtschak. Auch russische Journalisten seien bei den nicht angemeldeten, friedlichen Kundgebungen in der russischen Hauptstadt trotz Kennzeichnung von der Polizei bedrängt worden. Der Oppositionsabgeordnete Ilja Ponomarjow kritisierte die Festnahmen als "grundlos und ungesetzlich".
Die Polizei sprach von mehr als 300 vorläufigen Festnahmen seit Montag. Einige Oppositionelle seien mehrfach in Gewahrsam gekommen. Die Behörden erfassen nach eigenen Angaben in vielen Fällen nur die Personendaten der Demonstranten und lassen sie dann wieder frei.
Einen Tag nach seinem Ausscheiden aus dem Kreml war Ex-Präsident Dmitri Medwedew (46) am Dienstag von der Staatsduma in Moskau zum neuen Premierminister Russlands gewählt worden. Auf Vorschlag des am Vortag zum dritten Mal zum Präsidenten gekürten Wladimir Putin (59) stimmte das Parlament mit großer Mehrheit für Medwedew. Es war der Abschluss eines umstrittenen Ämtertauschs des Machttandems.
dpa/est - Bild: Vladimir Rodionov (epa)